Vindobona goes Off-Broadway – die Chansons des Jacques Brel in Musical-Manier (27.10.2021)
Es sind doch sehr weit entfernte Welten – der Charme, die Wärme der französischen Chansons der 1950er, 1960er Jahre und die Gesangsmanier der Musical-Darsteller heute mit ihren inbrünstig herausgepressten rauen Tönen. Nun, in den Liedtexten des Jacques Brel (1929 – 1978) binden sich Poesie und Sozialkritik, und die diversen Komponisten seiner Chansons haben starke Melodien zu diesen so populär gewordenen Dichtungen gefunden. Den auf nicht allzu berückende Musical-Voices eingestimmten Wiener Fans bietet das Brigittenauer Vindobona in den kommenden Wochen so ein bisschen Off-Broadway. „The Secret Party– Jacques Brel – 1968“ ist das Vier-Personen-Stück betitelt. Kein dramatisches Highlight, sondern eine hier teils englisch, deutsch, französisch gesungene Folge dieser nun bereits mehr als ein halbes Jahrhundert frisch gebliebenen Chansons. Als kleine Revue 2006 erstmals in New York gespielt, jetzt von Regisseur Gordon Greenberg im Vindobona einstudiert, und mit Drew Sarich und Ann Mandrella, beide damals auch auf der Bühne, sowie Milica Jovanovic und Matthias Trattner als sich abwechselnd den Brel-Emotionen hingebende Interpreten.
Von Ronald Sedlaczek am Klavier und seinen Musikern assistiert, werfen sie sich mit all der ihnen gegebenen Intensität und manch Mätzchen in diese Charakterstücke. Mandrella wohl mit den herzlichsten Tönen. Das Musical-Pathos scheint das Wiener Publikum anzusprechen, und auch Brels auf solch eine Art gestylte Sozialkritik ist in dieser mit Affekten angereicherten Show herauszuhören.
Meinhard Rüdenauer