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WIEN / Vienna’s English Theatre: MURDER BY MISADVENTURE

14.03.2023 | Allgemein

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Mark Elstob, Robin Kingsland
Copyright Vienna’s English Theatre/ Reinhard Reidinger

WIEN / Vienna’s English Theatre:
MURDER BY MISADVENTURE von Edward Taylor
Premiere: 14. März 2023,
besucht wurde die Voraufführung

In Wien hat Krimi-Boulevard derzeit Saison – kaum hat man sich in der Scala bei der „Frau in Schwarz“ gegruselt, darf man sich in Vienna’s English Theatre bestens dabei unterhalten, dass zwei Schriftsteller einander umbringen wollten. „Murder by Misadventure“ bietet erst in allerletzter Minute das „Missverständnis“ des Titels, sonst ist in diesem fröhlichen Thriller von Edward Taylor alles trickreich  geplant.

Die Ausgangssituation scheint glaubhaft, man hat es oft gesehen (sowohl in der Realität wie auch in einer „Columbo“-Folge, wenn man sich nicht irrt), dass Autoren, die im Duo zusammen arbeiten, sich irgendwann trennen. Hier sind es Harold Kent und Paul Riggs, Die beiden gelten vor allem im Fernsehen als Spezialisten für raffinierte Thriller. Paul hat die Ideen, ist aber leider ein Alkoholiker, Harold arbeitet die Ideen aus und bringt sie auf den Markt. Reich geworden ist dabei nur er, weil Pauls Whisky-Konsum auch die größten Honorare einschmilzt.

Die Handlung spielt in der luxuriösen Wohnung, die Harold und seine Gattin Emma an der englischen Südküste bewohnen (die anderen Appartements des Hauses sind noch nicht verkauft, Kunststück, bei dem Preis).. Und so eine moderne Wohnung, die alle Stückerln spielt, kann sich als ganz schön trickreich erweisen.

Nun teilt Harold Paul mit, dass er künftig allein arbeiten will, und als Paul darauf nicht eingeht und Harold nicht nachgibt, muss Paul die Erpresserkarte (über von Harold unterschlagene Gelder) zücken. Ergebnis: es bleibt alles beim Alten. Oder doch nicht. Denn nun beschließt Harold, zum Entsetzen seiner Gattin Emma, Paul schlicht und einfach zu ermorden.

Gesagt, getan, wie es gemacht wird, sei nicht verraten, nur dass nach der Pause der unvermeidliche Polizeikommissar vor der Türe steht – nein, es ist nicht wie in  Anthony Shaffers „Sleuth“ das verkleidete Opfer, der junge Mann ist schon ein junger Mann für sich, der den verschollenen Paul sucht.

Auch jetzt  möchte man nichts verraten, wenn man schon einmal ein Stück vor sich hat, das man nicht schon x-mal gesehen hat, nur so viel: Am Ende jagt eine Pointe die andere, man meint sich mehrfach schon am Ende, dann kommt noch etwas – und ganz am Schluß kann man über so viel „poetische Gerechtigkeit“ nur lachen. Denn weder Harold noch Paul sind Menschen, die Mitleid verdienen. Man muss sich seiner Schadenfreude nicht schämen…

In einem sehr schönen Bühnenbild (Ken Harrison) hat Regisseur Richard Baron eine witzige, flotte Aufführung gezaubert, in der sich alle Darsteller die Waage halten – Mark Elstob als Harold, elegant, intrigant und skrupellos, .Robin Kingsland als Paul, dessen Whiskydunst man zu riechen meint, so ausdrucksvoll wankt er über die Bühne, Amanda Osborne als Emma, die auch noch Überraschungen für den Zuschauer bereit  hat, ebenso wie Alan J. Mirren, der als Inspector Egan einen Dialekt abzieht, der das reinste Vergnügen ist.

Was will man mehr?

Renate Wagner

 

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