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WIEN / Vestibül: DIE GESETZLICHE VERORDNUNG…

03.03.2013 | Theater


Fotos: Barbara Zeininger

WIEN / Vestibül des Burgtheaters:
DIE GESETZLICHE VERORDNUNG ZUR VEREDELUNG DES DIESSEITS
von Petra Maria Kraxner
Uraufführung
Premiere: 3. März 2013

Es begann ganz viel versprechend. Ein Mann wird durch das Erscheinen eines glatzköpfigen, schwarz gekleideten Geschöpfs erschreckt, später trägt dieses Riesenflügel, ist es ein Erzengel? Oder eher die innere Stimme, die dem Mann ein paar seltsame Sachen darüber sagt, was ihm durch den Kopf geht? Wobei die Themen – Gott lässt ihm ausrichten, er soll doch einen Bausparvertrag abschließen! – eher seltsam sind. Aber immerhin skurril.

Auch die nächste Szene überzeugt: Der Mann, den wir kennen gelernt haben – Name: Gabriel, aber er heißt nicht so – , ist offenbar Callboy. Rümpft die Nase, weil er in ein so billiges Hotel bestellt wurde, überfällt seine Kundin aber mit einem routinierten Redeschwall. Wird allerdings ärgerlich, als er merkt, dass da nicht viel mehr Geld zu holen ist als die lumpigen 150 Euro für eine Stunde (jetzt erfährt die unbedarfte Frau im Publikum, was sie so was kosten würde – eine ganze Nacht ist offenbar viel teurer). Bevor er seiner unschuldsvollen Partnerin gegenüber – sie nennt sich Ophelia, heißt aber nicht so, Stefanie auch nicht, das muss als Information genügend – allzu unfreundlich wird, sorgt der „Engel“ (am Programmzettel ist er „Emissär G. Sichte“?) dafür, dass er umfällt. Ohnmächtig.

Und damit ist das, was der Tiroler Autorin Petra Maria Kraxner zu ihrem Stück „Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung des Diesseits“ eingefallen ist, auch schon am Ende. Wir erfahren aus dem Mund des Engel/Emmisärs noch, dass Ophelia sich lebenslang bei den Gutmenschen und Umweltschützern erfolglos umgetan hat, mit ihrem Leben ebenso unzufrieden ist wie der Callboy – und Leserbriefe schreibt. Werden diese nicht abgedruckt, ist sie böse.

Die Autorin lässt nun im Sinn einer Endlosschleife viele Situationen immer wiederholen, aber die Geschichte ist am Ende, sie schreitet nicht mehr fort, das komische Satire-Potential ist bald aufgebraucht (über allzu beflissene, politisch korrekte Umweltschützer lächeln zu machen, ist einfach), inhaltlich weiß man ohnedies nicht, was es eigentlich soll: Zur essentiellen Frage „Wie soll man leben?“ dringt dieses Geplänkel nicht vor.

Der Abend im Vestibül des Burgtheaters dauert gerade 80 Minuten, und das ist viel zu lang für das bisschen, was sich hier begibt. Im Vestibül steht ein Doppelbett (Bühnenbild: Marie Theis), die Darsteller zu kleiden, war nicht aufwendig (Unterhosen für den Herrn… Kostüme: Pia Weber-Unger), und die Inszenierung von Caroline Welzl ist ordentlich. So wie die Darsteller.

Sicher, Jana Horst als die freundliche Gutmenschin ist sympathisch, Daniel Jesch hechelt ebenso sympathisch durch sein Schicksal, und Sven Dolinski mit bleichem Gesicht, künstlicher Glatze und kreischender Stimme wirkt unheimlich. Aber nicht so sehr, um wirklich interessant zu werden. Das gelingt dem ganzen Abend nicht.

Renate Wagner

 

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