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WIEN/ Theater Nestroyhof/Hamakom: DIE ÜBERFLÜSSIGEN von Alexander Kukelka

12.01.2019 | Oper

Bildergebnis für theater hamakom die überflüssigen
Copyright: Theater Hamakom

Uraufführung einer Operngroteske: „Die Überflüssigen“ von Alexander Kukelka (Vorstellung: 11. 1. 2019)

Im Wiener Theater Nestroyhof Hamakom wurde Anfang Jänner 2019 die Operngroteske „Die Überflüssigen“ von Alexander Kukelka uraufgeführt. Zur Komposition dieses Werks ein Zitat aus dem Programmheft: „Die Komposition der Operngroteske reflektiert in ihrer eigenwilligen ‚Abschiedsdramaturgie‘ auf musikalisch-gestische Weise sehr unterschiedliche Ebenen und Aspekte des Stoffes: Dem äußeren Vorgang der Geschichte entsprechend, landet das anfänglich entworfene kompositorische Material wie seine Protagonisten zunächst auf der sprichwörtlichen ‚Müllhalde‘, um dann in eklektischer Manier wieder zu neuen, grotesk verzogenen Formen überraschender Funktionalität verbaut zu werden.“

 Die Musik von Alexander Kukelka, der sich als „Alleskönner“ entpuppt – neben der Partitur verfasste er auch das Libretto, führte Regie und spielte am Klavier, wobei er als Pianist auch die musikalische Leitung des siebenköpfigen Kammerensembles innehatte –, erwies sich keineswegs als atonal, sondern zeichnete sich durch treffliche Illustration des Geschehens aus. Für die Bühnenausstattung, die eine große Müllhalde darstellt, und für die teils eleganten, teils „sandlerähnlichen“ Kostüme zeichnete Maria Theresia Bartl verantwortlich

Alexander Kukelka (geb. 1963 in Niederösterreich) komponierte bisher elf Opern und Musiktheaterwerke sowie mehr als 90 abendfüllende Bühnen- und Filmmusiken. Seit 2002 lehrt er an der Universität für Musik und darstellende Kunst / Filmakademie Wien, seit 2014 ist er Präsident des Österreichischen Komponistenbundes und Vorsitzender der Fachgruppe Film- & Medienmusik.

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Foto: Barbara Palffy

Die Handlung der knapp zweistündigen Operngroteske in Kurzfassung: Die vier Protagonisten, die sich von der Gesellschaft als „überflüssig“ sehen und sich auf einer Müllhalde wiederfinden, fallen, nachdem sie sich vom ersten Schock erholt haben, zunehmend zurück in ihre alten Verhaltensmuster. Durch Gespräche mit dem geheimnisvollen Hüter der Müllhalde müssen sie erkennen, dass keine ihrer bisher bewährten Strategien greift und sie sich in der Falle der totalen Konformität befinden. Als die Müllhalde nach einem Gewitter schließlich zum  „Floß der Medusa“ mutiert, wird das Geschehen zusehends dramatischer.

Sowohl darstellerisch wie stimmlich überzeugend agierte das fünfköpfige Sängerensemble, allen voran die attraktive Sopranistin Eva Maria Neubauer als hochangesehene Society-Lady. Elegant gewandet, spielte und sang sie ihre Rolle besonders ausdrucksstark. Gut auch die junge aus Polen stammende Sopranistin Ewelina Jurga als aufstrebendes Schlagersternchen.  

Der Tenor Emil Kohlmayr stellte mit kräftiger Stimme einen unverbesserlichen Idealisten und Lebenskünstler dar, der sich im Laufe der Handlung auch als Flüchtling bedroht sah. Elegant in Kleidung und Mimik der Bariton Dieter Kschwendt-Michel in der Rolle des Geschäftsführers eines multinationalen Konzerns. Er spielte exzellent einen eitlen, abgehobenen und gescheiterten Manager, der erst fassungslos wird, als er merkt, dass er seinen alten Vater in der Kluft eines Sandlers nicht wiedererkannte. Den Hüter des Mülls gab der Bass-Bariton Rupert Bergmann mit sonorer Stimme und eindrucksvollem Spiel.

Unter der Leitung des Komponisten am Klavier spielte das siebenköpfige Kammerensemble die illustrative Partitur von Alexander Kukelka nuancen- und facettenreich. Das Publikum im gut besetzten Theater Nestroyhof Hamakom zollte am Schluss der Vorstellung allen Mitwirkenden lang anhaltenden Beifall.

Udo Pacolt

PS: Weitere Vorstellungen dieser Operngroteske finden noch täglich bis 15. Jänner um jeweils 20 Uhr im Theater Nestroyhof  Hamakom statt.

 

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