WIEN / Theater im Park: 4VOICES OF MUSICAL mit Maya Hakvoort & Co.
25. August 2024
Von Manfred A. Schmid
Im Programmheft des Theater im Park – als vielseitige, längst unverzichtbare Bereicherung des sommerlichen Unterhaltungsangebots in Wien eine großartige Erfindung von Michael Niaravani und Georg Hoanzl – war ursprünglich ein Abend mit den drei bewährten Musicalstars Maya Hakvoort, Ramesh Nair und André Bauer angekündigt. Da aber statt André Bauer nunmehr der aufstrebende junge Wiener Clemens Otto Bauer auf der Bühne steht und mit der ebenfalls aus Wien stammenden Sängerin und Schauspielerin Lisa Antoni noch eine weitere Stimme hinzukommt, hat sich das Terzett offensichtlich in ein Quartett verwandelt. Unter dem Titel „4Voices of Musical“ geht es auf eine Reise in die Welt des Musicals, bei der neben vertrauten Klassikern auch einige noch nicht so bekannte Nummern aus neueren Werken dargeboten werden. Schwermütig innige Lieder und Liebesduette dominieren die Auswahl, so dass der ebenfalls angekündigte Spaßfaktor etwas zu kurz kommt. Die eindeutig meisten Lacher wie auch den frohgemutesten Beifall erhält wohl ein etwas beleibter Gast im weißen Hemd, der während einer tänzerischen Nummer, gesungen von Hakvoort, an der Bühne vorbeihampelt und dem Mittelgang entlang zu seinem Sitzplatz geht.
Obwohl alle Mitwirkenden ziemlich ausgeglichen zum Zug kommen, steht eindeutig Maya Hakvoort im Mittelpunkt des Abends. Dank ihrer bühnenpräsenten Erscheinung und gediegenen Gestaltungskunst weiß sie mit dem sinnlich-schwülen Ella-Fitzgerald-Hit „It‘s Too Darn Hot“ aus Kiss me Kate ebenso zu begeistern wie mit ihrer gefühlvollen Interpretation eines nachdenklichen Songs aus dem Musicalfilm Yentl. Ein Appetit anregender Vorgeschmack auf ihre bevorstehende Tour mit Liedern der von ihr so hochgeschätzten Barbra Streisand.aakvoort
Ramesh Nair, vor alle als Tänzer und Choreograph geschätzt, beweist in seinen souveränen Auftritten, dass er auch ein exzellenter Sänger ist. Die Erinnerung an die gefallenen Mitstreiter im Musical Les Miserables geht jedenfalls unter die Haut.
Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt auch Lisa Antoni, die seit rund 15 Jahren erfolgreich in herausfordernden Musical-Hauptrollen an Bühnen in der Schweiz, Österreich und Deutschland reüssiert. Dem Musicalpublikum wurde sie 2009/10 mit der Rolle der Mary Baroness Vetsera in der deutschsprachigen Erstaufführung des Musicals Rudolf – Affaire Mayerling im Wiener Raimundtheater bekannt. Gemeinsam mit Clemens Otto Bauer bringt sie das Schlussduett “Du bist meine Welt“ und erinnert so an ein ziemlich vergessenes Stück, das als Castalbum und DVD in Österreich immerhin Platin erreichte.
Clemens Otto Bauer, derzeit als Cover für die Titelrolle im Musical Falco am Raimundtheater, steht am Anfang seiner Musicallaufbahn. Kein Wunder, dass er mit den Leistungen der übrigen Mitwirkenden noch nicht mithalten kann. Es bleibt abzuwarten, wie er sich weiter entwickeln mag. Seine Kostprobe als Falco mit „Der Kommissar“ fällt nicht gerade überzeugend aus und wirkt eher wie eine nur teilweise geglückte Parodie.
Riesenlob verdient die von Rens Newland geleitete sechsköpfige und fulminant aufspielende Live-Band mit zwei Keyboards und einem Saxofonisten, der auch zur Querflöte und Klarinette greift.
Verdienstvoll und mutig ist, dass im Programm auch Musicals aus jüngster Zeit vertreten sind, darunter neben Alladin und Frozen auch das bemerkenswerte Kammermusical The Last Five Years von Jason Robert Brown. Da das Publikum aber mehrheitlich wohl nicht aus Musicalkennern, sondern aus eher allgemein interessierten Musicalfans besteht, ist das Echo der Zuhörerschaft eher verhalten. Man hat vermutlich mehr Glanz und Highlights erwartet. Versöhnlich fällt dafür aber das abschließende Medley aus Leonard Bernsteins West Side Story aus: Ein grandioser und schwungvoll dargebotener Schlusspunkt.