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WIEN/ Theater an der Wien: RAPPRESENTATIONE DI ANIMA ET DI CORPO von E. Cavalieri…

21.09.2021 | Oper in Österreich

Theater an der Wien: „Rappresentatione di Anima et di Corpo“ ….  hinauf und hinein in den Himmel (21.9.2021)

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Copyright: Werner Kmetitsch

Das Jahr 1600. Das Heilige Jahr 1600 gefeiert im streng päpstlichen Rom. Zur geistigen Himmelfahrt wird aufgerufen, und die Künstlerschar  der Stadt, fügsam folgend, stellte sich dieser Aufgabe. Auch der Römer Emilio de‘ Cavalieri (um 1550 bis1602), ein Komponist des aufkommenden monodischen Stiles, des Stile recitando, hat mit seiner geistlichen Allegorie „Rappresentatione di Anima et di Corpo …. per recitar cantando“ in diesen Entstehungsjahren der allerfrühesten Opern seinen starken musikalischen Beitrag geleistet. Szenisch in der Kirche der Bruderschaft des Filippo Neri, im Oratorio della Vallicella aufgeführt, ist dieses das erste bekannte Werk, welches mit bezifferndem Bass gedruckt worden ist.

Himmel und Hölle kämpfen um die Körper und Seelen der Menschen, allegorische Figuren wie die Welt, der Verstand, das Vergnügen, der Schutzengel oder die Glückliche Seele stellen sich in diesem Streit. Predigend geht es hin und her, noch ohne opernhafte Dramaturgie, und am finalen himmlischen Jubel darf wohl nie gezweifelt werden. Für die sechs Aufführungen im Theater an der Wien hat Regisseur Robert Carsen auf eine ästhetische Inszenierung mit überlegt eingesetzten Ingredienzen hingearbeitet. Offene Bühne, der Arnold Schönberg Chor zuerst salopp in Jeans wandelnd, wird immer wieder zu eifrigem Mitspiel aufgefordert, trägt einsatzfreudig zur wechselnden Szenenfolge bei. Überzeugend im Mittelpunkt: Anett Fritsch als Anima, die Seele, und Daniel Schmutzhard als Corpo, der Körper, müssen sich diesen Diskursen stellen. Consiglio, der gute Rat, oder Tempo, die Zeit, treten an, um den irrenden Menschen in göttlichem Sinne zu belehren.

Dies und einiges mehr wird klangschön und emphatisch von den Sängern und Il Giardino Armonico unter der intensiven Leitung von Giovanni Antonini vorgetragen. Carsen spielt dabei in seiner Übersetzung dieser musikalischen Historie mit Zeitgeist-Effekten, bietet einen ständigen Wechsel der in kraftvollen Farben gehaltene Kostümierungen, kann dabei mit den Kontrasten in Richtung Himmel oder Hölle überraschen, zeigt den Mensch auch in seiner Nacktheit. Dies alle wirkt fein arrangiert und keineswegs eintönig, lässt das Publikum aufmerksam mitgehen – vielleicht aber ohne wirklich mit Tiefgang voll zu überzeugen.

Meinhard Rüdenauer        

 

 

 

 

 

 

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