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WIEN/ Theater an der Wien: RAPPRESENTATIONE DI ANIMA ET DI CORPO

24.09.2021 | Oper in Österreich

RAPPRESENTATIONE DI ANIMA ET DI CORPO – Theater a.d. Wien, 23.9.2021

(Heinrich Schramm-Schiessl)

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Copyright: Werner Kmetitsch/ Theater an der Wien

Es war Bernhard Paumgartner der das Werk wiederentdeckte und es Ende der 1960er-Jahre auf den Spielplan der Salzburger Festspiele setzte. Er hatte damals die Vision, dieses Werk ständig dort zu halten, gleichsam als musikalisches Gegenstück zum „Jedermann“. Nach Paumgartners Tod 1971 hat man diese Idee jedoch nicht weiterverfolgt und so gab es 1973 die letzten Aufführungen.

Dabei wäre diese Idee gar nicht so abwegig, denn auch dieses Stück beschäftigt sich mit der Vergänglichkeit des irdischen Lebens und – so man daran glaubt – der Unvergänglichkeit des ewigen Lebens. Es ist eine geistliche Allegorie, in der Körper (Corpo) und Seele (Anima) mehrfach mit den Verlockungen des irdischen Lebens – sei es vom Vergnügen (Piacere), der Welt (Mondo) oder dem weltlichen Leben (Vita Mondana) – konfrontiert werden. Der Körper ist mehrfach bereit nachzugeben, während die Seele standhaft bleibt. Letzlich gelingt es dem Schutzengel (Angelo Custode) sowohl Körper als auch Seele vom Heil des ewigen Lebens zu überzeugen. Das alles muss man natürlich aus Sicht der (katholischen) Gläubigkeit des 16. Jahrhunderts sehen.

Das entfaltete seinerzeit auf der Naturbühne der Felsenreitschule und dann vor allen Dingen im barocken Raum der Kollegienkirche eine ungeheure Wirkung. Nun ist es interessant, wie dieses Werk auf der Guckkastenbühne eines Theatebaus des 19. Jahrhunderts wirkt.

Nun, Robert Carsen, zu dem ich doch ein etwas zwiespältiges Verhältnis habe – seine Wiener Inszenierungen von „Frau ohne Schatten“ (1999) und „Manon Lescaut“ verzeihe ich ihm nicht so schnell – hat eine durchaus zufriedenstellende Inszenierung geschaffen . Er verzichtet auf irgendwelche Aktualisierungen und hält sich an die Vorgaben des Librettos. Die Zeitlosigkeit des Werkes spiegelt sich in den Kostümen von Luis Carvalho wieder, die heutig sind. Das Bühnenbild – vom Regisseur und dem Kostümbildner – ist einer sehr karg gehaltenen und nicht ausgeschmückten Kirche nachempfunden. Entbehrlich finde ich das Vorspiel. wo sich der Chor auf der Bühne versammelt und mit komisch sein sollenden Texten überlegt, was man denn angesichts des Publkums im Saal machen soll.

Musikalisch ist die Aufführung auf sehr hohem Niveau. Das Giardino Armonico ist ein äußerst kompetentes Orchester und wird von seinem Chef Giovanni Antonini ausgezeichnet geleitet. Er dirigiert sehr dramatisch, kann aber auch bei den lyrischen Passagen überzeugen. Er hält das zu Beginn gewählte Zeitmaß konsequent durch und sorgt so für eine in sich geschlossene Aufführung.

Die Besetzung ist bis auf einige Kleinigkeiten sehr gut. Daniel Schmutzhard singt mit seinem gut geführten, schön klingenden Bariton einen ausgezeichneten Corpo und ist darstellerisch präsent. Von der Darstellung her kann man auch mit Anett Fritsch als Anima zufrieden sein, allerdings ist ihre Stimme bereits zu dramatisch und auch etwas scharf. Die beste Leistung bietet meines Erachtens der Countertenor Carlo Vistoli als Angelo Custode. An sich habe ich meine Probleme mjt dieser Stiummart, hier hat das aber gepasst. Er singt sehr kraftvoll und überzeugend. Georg Nigl (Tempo und Mondo) hat zwar eine grosse Stimme, die er wirkungsvoll einsetzt, aber es fehlt ihm leider die pastose Tiefe. Florian Boesch war als Consiglio etwas unauffällig, ebenso wie Cyril Auvity als Inteletto. Margherita Maria Sala sang und spielte ein etwas schrilles Piacere. Etwas blass blieb das Vita Mondana der Giuseppina Bridelli.

Ausgezeichnet wie immer der von Erwin Ortner einstudierte Arnold Schönberg-Chor.

Am Ende gab es großen Jubel für alle Mitwirkenden.

 

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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