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WIEN/ Theater an der Wien: MACBETH – nun mit Domingo. Premiere

13.11.2016 | Oper

13.11.2016   Theater an der Wien   „Macbeth“, nun mit Domingo

Domingo Macbeth Sterbeszene xx~1
Die Sterbeszene: PlacidoDomingo, Davinia Rodriguez- Copyright: Herwig Prammer

Vorgewarnt durch die Kritiken der ersten Premiere war man auf das Schlimmste gefasst. Ganz so arg war die Neuproduktion von Verdis „Macbeth“ dann doch nicht, weil man die Regie des Hausherren Roland Geyer und das Bühnenbild von Johannes Leiacker einfach ignorieren musste angesichts der musikalischen Ereignisse auf der Bühne. Was macht es schon, wenn die dem Wahnsinn verfallende Lady einen Kinderwagen über die Bühne schiebt, oder wenn die Hexen in Glitzerkostümen stecken…

Sobald der Held zahlloser Opernaufführungen die Bühne betritt und den ersten Ton singt, vergisst man das Drumherum sehr schnell. Vermutlich könnte Placido Domingo auch im Kostüm eines Rauchfangkehrers auf einer Müllhalde agieren und man wäre dennoch gefesselt von der Kraft und der Schönheit seiner immer noch unvergleichlich ausdrucksstarken Stimme, mit der er dieser schweren Partie einen Glanz verlieh, den man seit den seligen Zeiten des Renato Bruson schmerzlich vermisst. In der Darstellung des von seiner machtgierigen Frau angetriebenen Schwächlings, der langsam den Weg des Bösen gehen muss, um an die Macht zu gelangen und sie zu verteidigen, wird man kaum einen Besseren finden, diese Kombination des nahezu perfekten Gesanges mit hoher Schauspielkunst ist unerreicht.

An seiner Seite agierte Davinia Rodriguez als Lady Macbeth. Die Sängerin hat an diesem Haus bereits in den „Due Foscari“ mit Erfolg mitgewirkt. Ihre kräftige Stimme klang zum Teil messerscharf – das hat man in dieser Rolle vor Jahren Mara Zampieri erlebt -, sie meisterte alle Höhen aber mit Bravour. In den tiefen Regionen waren mitunter leichte Intonationsschwächen zu hören. Stefan Kocan war ein prächtig orgelnder Banquo mit profunder Tiefe. Man hätte ihm ein längeres Leben gewünscht. Macduff war Arturo Chacon Cruz, ebenfalls schon bekannt aus früheren Produktionen des Theaters an der Wien, seinen kernigen, höhensicheren Tenor würde man gerne in einer größeren Rolle hören.

Wie immer war der Arnold Schönberg-Chor unter Erwin Ortner eine Klasse für sich. Trotz der seltsamen Gewandung sangen die Damen und Herren ausgezeichnet, gerade in dieser Oper ist ein guter Chor äußerst wichtig. Die Wiener Symphoniker spielten unter der engagierten Leitung Bertrand de Billys ausgezeichnet, man kann darüber debattieren, ob sie zu laut spielten, effektiv war ihr Spiel allemal.

Großer Jubel am Schluss, vor allem für Placido Domingo gab es zahlreiche Vorhänge.  

Johannes Marksteiner

 

 

 

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