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WIEN / Theater an der Wien: LE NOZZE DI TETI, E DI PELEO

26.02.2013 | Oper

 

WIEN / Theater an der Wien:
LE NOZZE DI TETI, E DI PELEO von Gioacchino Rossini
Konzertante Aufführung
26. Februar 2013

Es war ein kurzes Vergnügen, gewissermaßen eine konzertante Draufgabe zum Rossini-Schwerpunkt des Theaters an der Wien mit dem „Comte Ory“. Nur eine gute Stunde dauerte die weitgehend unbekannte Kantate (eigentlich „Azione coro-drammatica“), die Gioacchino Rossini 1816 zu einer Fürstenhochzeit geschrieben hat. Die Braut war übrigens eine Urenkelin von Maria Theresia, die Enkelin von deren Tochter Maria Carolina und von Ferdinand IV., König beider Sizilien. Als diese auch Maria Carolina genannte, damals 17jährige Prinzessin den 37jährigen Herzog von Berry heiratete, hatte Rossini in seiner Eigenschaft als „Hofkomponist“ für das musikalische Programm zu sorgen.

„Le nozze di teti, e di peleo“ ist das typische allegorische Huldigungsspiel, wo auch eine Hochzeit im Mittelpunkt steht: Die Nymphe Thetis (auf die an sich Zeus ein Auge geworfen hat) heiratet den Menschen Peleus. Bekanntlich wurden die beiden die Eltern von Achilles, was man dem jungen Paar offenbar als erstrebenswertes Beispiel hinstellte. Tatsächlich hatte das Paar vier Kinder – und das in nur vier Jahren Ehe, denn der Herzog starb 1820…

Auf der Bühne ist es eine kurze Sache zu fünft, das Liebespaar, dazu als größere Rolle Cerere, Giove und Giunone hingegen am Rande (quasi als segnendes Elternpaar) – und natürlich hat Rossini (man kennt es von ihm, auch im „Comte Ory“ war es nicht viel anders) nicht neu komponiert, sondern aus dem Riesenschatz seiner eigenen Musik geschöpft. Trotz äußerst kreativer Zusammenstoppelei war es eine Gelegenheitsarbeit, wenn es je eine gab, und sie wurde am 24. April 1816 zu gegebenem Anlass im Teatro del Fondo in Neapel uraufgeführt – und bei aller musikalischen Schönheit (die man ja von Rossini gewohnt war), von jedermann sofort wieder vergessen.

Immerhin ein interessantes privates Detail: Maria Carolina hatte Rossini ihm Gedächtnis behalten und ebnete ihm 1824 den Weg nach Paris. Die Herzogin, später in den Wirren der politischen Ereignisse auf der Flucht, fiel ihrem Onkel, Kaiser Franz I., in Österreich auf die Nerven. Zu ihren Besitztümern zählte übrigens der Palazzo Vendramin in Venedig – es ist ja Wagner-Jahr…

Die vergessene Kantate tauchte erst in den sechziger Jahren im Konservatorium von Neapel wieder auf, und man war entsprechend neugierig darauf. Für einen Teil des musikalischen „Ory“-Ensemble – Jean-Christophe Spinosi am Pult des Ensemble Matheus, den Arnold Schoenberg Chor, dazu Hauptdarsteller Lawrence Brownlee und Nebenrollendarstellerin Anna Maria Sarra – eine sympathische Gelegenheit, einen kleinen „Drüberstreuer“ zu liefern. Gestreckt mit zwei Ouvertüren (darunter jene des „Barbier“), um den Abend nicht allzu dürftig erscheinen zu lassen.

Sagen wir es gleich: Teti ist nicht wirklich die Hauptrolle, wobei Mari Eriksmoen (so blond, so groß, so norwegisch) und Lawrence Brownlee wirkten, als sollte jetzt auf der Stelle Desdemona und Othello gespielt werden. Sie hat ihren schönen Sopran und verhältnismäßig wenig zu singen, er lässt seinen Rossini-Tenor (mit den leicht gequetschten Höhen) hören. Gaia Petrone als Giunone und Andrew Owens als Giove bleiben schon bei Rossini am Rande.

Dass er der Cerere die schönste Rolle geschrieben hat, hatte wohl persönliche Gründe – die Partie war für die Ausnahmesängerin Isabella Colbran (die er später heiratete) gedacht, und Anna Maria Sarra aus dem „jungen Ensemble“ des Hauses konnte ihre schöne Stimme zur Geltung bringen und die Publikumsherzen gewinnen. Nicht zuletzt in einer Arie, von der es heißt, Rossini habe sie in seinem Leben dreimal verwendet…

Besonderen Anteil am Erfolg hatte wieder der Arnold Schoenberg Chor (geleitete von Erwin Ortner), und Jean-Christophe Spinosi war als Dirigent am Pult des so jung besetzten Ensemble Matheus wieder der bekannte Show-Man, der das Publikum aufmischt. Dieses war so angetan, dass sich der Effekt von „Comte Ory“ wiederholte: Auch diesmal ließ Spinosi das Finale nochmals spielen, was die gute Stimmung weiter anheizte.

Renate Wagner

 

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