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WIEN / Theater an der Wien: LA WALLY von Alfredo Catalani

12.11.2021 | Oper in Österreich
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Ensembleszene. Alle Fotos: Theater an der Wien / Herwig Prammer

Wien / Theater an der Wien: LA WALLY von Alfredo Catalani

Premiere am 12.11.2021

Wieder einmal wird versucht, eine zu Recht wenig gespielte Oper auf die Bühne zu bringen. Vor einigen Jahren gab es einen Versuch an der Volksoper, davor bei den Bregenzer Festspielen immerhin mit Mara Zampieri, aber ohne dauerhaften Erfolg. Catalanis Wally ist ein Stück mit wunderbarer Musik, wenn auch nicht gleich stark in allen Akten. Dieses Werk heute glaubhaft auf die Bühne zu bringen ist nicht einfach in Zeiten des Mediums Film. Dieses Medium wird hier eingesetzt, während der ganzen Dauer der Oper und hilft am Anfang dieser Inszenierung durch Schnee und Gletscher Alpenstimmung zu erzeugen. Dann wirkt diese filmische Berieselung im Hintergrund doch etwas enervierend.

Die Bühnenbilder stammen von Eva-Maria van Acker,die auch für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet. Sie schafft im ersten Teil eine ländliche Idylle, wenig regional, so dass es sich schon auch um das erste Bild der nächsten Premiere Jenufa handeln könnte. Das Bühnenbild des 3. und 4. Teiles bringt einen großen Stilbruch und kann zum Fortlauf der dramatischen Handlung beitragen, während leider die gewünschte Winterstimmung mit Schnee und Eis nicht zustande kommt und dann natürlich der vom Komponisten gewünschte Lawinentod nicht gezeigt werden kann. In den ersten beiden Bildern wird ein Miniatur Gutshof auf die Bühne gestellt, der auch aus Mnimundus, der kleinen Welt am Wörthersee stammen könnte. Für die Kostüme hat Frau van Acker eine gute Hand und trägt so zur Gesamtstimmung bei.

Die Regie stammt von Barbora Horakova Joly. In den ersten beiden Akten kann man die Handlung noch sehr gut nachvollziehen, dann schwinden die Einfälle, und es läuft auch die hier so wichtige Personenregie nicht mehr in allen Momenten nachvollziehbar. Die Verhältnisse der einzelnen Personen der Handlung zu einander werden nicht ausgelotet. und für die starken Emotionen der Musik sind an diesem Abend vorrangig die Wiener Symphoniker gefragt. Die symphonischen Spiele werden von diesem Orchester auf höchstem Niveau geboten.

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Izabella Matula (Wally), Jacques Imbrailo (Gellner) und Ensemble.

Im ersten Teil besticht die berühmte Arie der Wally, dann im weiteren Verlauf des Abends liegt die kompositorische Kraft mehrheitlich in den Orchesterpassagen, wie auch Gustav Mahler, der das Werk schätzte, bemerkte. Izabela Matula, aus Polen stammend, bietet als Wally die beste Leistung des Abends. Sie ist an sich schon durch eine erfolgreiche Butterfly-Produktion aus Frankfurt bekannt. Für die Wally bringt sie die geeignete jugendlich-dramatische Stimme mit und beeindruckt durch ihre strahlende sichere Höhe. Ihre große Arie singt und interpretiert sie vollendet. Auch an den lauteren Stellen ist die Stimme immer den Orchesterwogen gewachsen. Catalani bietet eine Partitur vom zartesten Piano bis zum extremen Forte, welches die Symphoniker zum Erlebnis machen.

Die beiden um Wally kämpfenden Männer sind der italo-amerikanische Tenor Leonardo Capalbo als Hagenbach und der Bariton Jacques Imbrailo von Covent Garden als Gellner. Beide Herren bieten stimmlich und darstellerisch gleichwertige und gute Leistungen, wenn auch Imbrailo das Publikum mehr für sich gewinnen kann. Eine herausragende Stimme ist in beiden Fällen nicht zu entdecken.

Vater Stromminger wird von Alastair Miles überzeugend gespielt. Stimmlich ist die Rolle nicht anspruchsvoll. Als Walter bietet Ilona Revolskaya eine gerade noch rollendeckende Gestaltung. Dies wäre eine echte Chance für eine junge Sängerin mit einer außergewöhnlichen Stimme gewesen. Il Pedone und Afra waren an diesem Abend Zoltan Nagy und Sofia Vinnik, letztere vom jungen Ensemble.

Die große Leistung, diesen Abend musikalisch doch auf beachtlichem Niveau zu hören, dankt man dem Dirigenten Andres Orozco-Estrada, der aus der Partitur doch einiges an Klangschönheit herausholt. Der Arnold Schoenberg Chor unter Erwin Ortner könnte nicht besser sein. Vielleicht hätte dennoch eine konzertante Aufführung genügt.

Da in unseren Breiten La Wally vor allem als „Geierwally“ bekannt ist, gibt es filmisch immer wieder den Geier zu sehen, sofern man im Theater nicht zu hoch sitzt. Im Programm steht vermerkt: Für diese Produktion kamen keine Tiere zu schaden!

Leider blieben viele Plätze frei. Kurzer, herzlicher Beifall, vor allem für Wally Izabela Matula.

Karlheinz Schöberl

 

 

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