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WIEN/ Theater an der Wien: LA CLEMENZA DI TITO. Premiere

17.10.2019 | Oper


Copyright: Werner Kmetitsch

WIEN/ Theater a.d.Wien   „LA CLEMENZA DI TITO . Premiere am 17.10.2019“

Wer ein opulentes Werk über das Leben am römischen Kaiserhof erwartete, wurde enttäuscht. Die hohen Kosten für eine große Ausstattung sind in diesem Haus ein unüberwindliches Hindernis. Also muss man mit wenigen Versatzstücken das Auslangen finden. Ausstatter Alex Lowde stellte einen dreiseitigen Kreuzgang – der sich oftmals drehte – auf die Bühne, bestehend aus beleuchtbaren Rechtecken. In diesen findet die recht unübersichtliche Handlung statt. Ständig wird gegen den Kaiser intrigiert, alle Attentatsversuche scheitern, am Ende wird allen verziehen.

Die Inszenierung von Sam Brown bietet wenig Erhellendes, die Auftritte der Protagonisten verläuft aber pannenfrei. Damit muss wieder die Musik herhalten, um einen gelungenen Abend zu sichern. Der sehr bewährte Concentus Musicus hat seinen Mozart im kleinen Finger. Unter der sicheren Leitung von Stefan Gottfried spielte das Orchester mit großer Routine das vielfach unterschätzte Werk. Bewährt wie immer sang der Arnold Schönberg – Chor unter Erwin Ortner (in nicht sehr kleidsamen Kostümen – das galt aber mit Ausnahme der Vitellia für alle).

Von den Solisten wäre an der Spitze der Countertenor David Hansen in der Rolle des Sesto zu nennen. Mit Bravour meisterte er die zum Teil mörderisch schweren Passagen. Ihm am nächsten kam Nicole Chevalier als Vitellia. Mit viel Temperament, tolle Höhe und unwahrscheinlich sicher in den teilweise sehr tiefen Lagen war sie ein markanter Mittelpunkt des Geschehens. Mari Eriksmoen sang die Servilia mit viel Gefühl, allerdings fehlte ihr doch einiges an Ausstrahlung. Jeremy Ovenden war als Titus bemüht, seiner Rolle als Herrscher Profil zu geben, allerdings erzielte sein an sich lyrischer Tenor trotz großer Anstrengung nicht die notwendige Wirkung, es fehlte die Bühnenpräsenz und die Autorität, die für einen Herrscher erforderlich ist. Wenig gelungen war die Besetzung der kleineren Rollen, vor allem Jonathan Lemalu als Publio blieb stimmlich nicht in bester Erinnerung.

Das Premierenpublikum spendete viel Applaus, die wenigen Buhs für das Leading Team fielen da kaum ins Gewicht.     

Johannes Marksteiner

 

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