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WIEN/ Theater an der Wien: ISIS von Jean-Baptiste Lully. Konzertant pompös ins Elysium getragen

23.02.2020 | Oper

Christophe Rousset / Isis 2019/20 640x640 © Barrios Martinez

Theater an der Wien: „ISIS“ von Jean-Baptiste Lully (22.2.2020) – pompös ins Elysium getragen

Ludwig XIV., der „Sonnenkönig“, kein schöner Mann, Machtmensch (‚Der Staat bin ich‘), Kriegsherr (Spanischer, Pfälzischer Erbfolgekrieg) und, und …. und ein Liebhaber pompöser Festlichkeiten. Der richtige Platz für Jean-Baptiste Lully, der als Junger von Florenz (noch ein Giovanni Battista Lulli) an den französischen Hof gekommen ist und dort vom Hofknaben zum Königlichen Komponisten der Instrumentalmusik und Opernintendant aufgestiegen ist. Als Schöpfer der französischen Nationaloper – tragédie en musique – ist Lully in die Musikgeschichte eingegangen ist.

Christophe Rousset ist mit seinem Ensemble Les Talens Lyriques und Le Choeur de Chambre de Namur ins Theater an der Wien gekommen, um Lullys Oper „Isis“ konzertant vorzuführen. Ein interessanter, ein musikalisch schöner Abend mit mehreren Sängern in wechselnden Rollen. Aber auch ….  ganz schön anstrengend, Lullys und seines Librettisten Philippe Quinault Reise auf den Spuren von Ovid und dessen „Metamorphosen“ in die antike Götterwelt zu folgen. Ein endlos langer Prolog und auch so manch überdehnte Szene in den folgenden fünf Akten fordern geduldsame Aufmerksamkeit. Wen aller dürfen wir hier in den verschiedensten Episoden mit ihren oberflächlich angedeuteten dramatischen Konflikten begegnen? Jupiter ist da, seine ihn eifersüchtig verfolgende Gattin Juno, Neptun kommt mit Tritonen, Merkur und die Musen und Parzen stimmen ihre Liedchen an, Waldgötter und Satyren ebenfalls, auch Nymphen und Schäfer dürfen nicht fehlen, eine Furie bringt Misstöne hinein, und amüsant hämisch pointierend schließt sich der Chor der Eisenschmiede an. Und noch mehr. Und sie alle verehren den großen Jupiter und die zur Gottheit aufgestiegene Iris.

Jupiter ist nun so etwas wie der Sonnenkönig, und diese so gänzlich unübersichtliche Geschichte spielt auch auf die Hofintrigen, die diversen Wechsel von Ludwigs Maitressen an. Erfolgreich ist „Isis“ bei der Uraufführung 1677 im könglichen Château de Saint-Germain-en-Laye und hierauf öffentlich auch im Théâtre du Palais-Royal nicht gewesen. Doch die Musik, aufgesplittert in eingestreute Ritornelle, kurze Präludien, Zwischenaktmusiken, mit allzu lang geratenen Dialogen, dann wieder mit durchaus locker beschwingten Tanzszenen hat ihren Charakter. Sie wirkt kraftvoll geradlinig, stets melodisch eingängig, weist aber auch viele Wiederholungen und keine so wirklich richtigen Höhepunkte auf. Nicht vergessen: Diese „Iris“ ist den königlichen Ansprüchen entsprechend ein pompös aufgezogenes Barockspektakel mit effektvoller Bühnentechnik gewesen. Eine Show zu Huldigung des allmächtigen Herrschers. Und somit wird der Zuhörer von Lully mit einigem Pomp ins Elysium der Machthaber getragen.

Meinhard Rüdenauer  

 

 

 

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