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WIEN/ Theater an der Wien: HERKULES – konzertant

27.02.2015 | Oper

26.2.2015: „HERKULES“ konzertant

Das Theater an der Wien setzte mit Georg Friedrich Händels Oratorium seinen Zyklus der Aufführungen meist selten gespielter Barockopern erfolgreich fort. Händel nannte dieses Werk allerdings „musical drama“, und es handelt sich auch tatsächlich, schon allein durch die Wahl eines antiken Stoffes,  um eine Art konzertante opera seria. So hoch geschätzt Herkules heute ist, war ihm zu Lebzeiten des Komponisten kein Erfolg beschieden, obwohl von Händel über die Jahre immer wieder gelegentliche Aufführungen angesetzt wurden.                                                      

Die Hauptfigur, ist nicht, wie man vielleicht annehmen würde, der Titelheld, sondern seine Gattin Dejanira. Die Handlung spielt in seinem Palast in Trachis, wohin er, von seiner liebenden Ehefrau sehnsüchtig erwartet, heimkehrt, nachdem er seine großen Heldentaten vollbracht hat. Obwohl er immer wieder seine Liebe beteuert, erweckt seine Kriegsbeute, die gefangene Königstochter Iole, die rasende Eifersucht der Gattin. Um seine Treue für ewig zu gewinnen, schickt sie ihm ein vermeintlich mit einem Zauber behaftetes Gewand. Sobald der Held dieses jedoch überstreift, stellt sich heraus, dass es von dem rachsüchtigen Zentaur Nessos vergiftet worden war, und ihn bei lebendigem Leib verbrennt. Dejanira verfällt dem Wahnsinn, ihr Sohn Hyllus heiratet die gefangene Iola – happy end.                                                                 

Der gegenständliche Abend wurde von einem rein britischen Ensemble bestritten, dessen Star die Mezzosopranistin Alice Coote in der Rolle der Dejanira war. Sie ist verdientermaßen eine international anerkannte  Sängerin, die sich dank ihrer ausgezeichnet geführten und durchgebildeten Stimme auch in der barocken Musik mühelos bewegen kann. Sowohl dramatische, als auch lyrische oder Koloraturarien gelangen ihr ausgezeichnet, aber vor allem besitzt sie ein großes Gestaltungstalent, das sich schon in ihrem Auftreten und Gesichtsausdruck, aber noch mehr in der Ausdruckskraft ihres Gesanges zeigte. Sie interpretierte  den so ziemlich einzigen vielgesungenen „Hit“ des Stückes, die furiose Wahnsinnszene der Dejanira „where shall I fly?“ , in der Händel, weit entfernt von jeder Dacapo-Arien-Routine an die absoluten Grenzen des damals musikalisch Möglichen geht, mit faszinierender Attacke und erntete die Begeisterung des Publikums.

Rund um sie ein Kreis guter und engagierter, nicht so bekannter Sänger: Elizabeth Watts als Iole, das Objekt der Eifersucht, gab ihren Part mit klarem schönem Sopran, der sich schon in Richtung Mozartheroinen entwickelt. Der Titelheld Matthew Rose hatte nicht allzu viel zu singen. Dies tat er mit einem sehr umfangreichen Baß, der allerdings etwas zu grob und trompetend geführt war. Hercules‘ Sohn Hyllus ist Tenor und wurde von James Chilchrist sehr engagiert und routiniert dargestellt. Dann kommt noch die Figur des Lichas vor, eine Art Vertrauter und Bote, der auch das vergiftete Gewand überbringt.  Diese Rolle komponierte Händel extra für eine damals beliebte Altistin und bedachte sie mit einigen schönen Arien. Diesmal hatte man sie einem jungen Countertenor namens Rupert Enticknap anvertraut, der eine schön timbrierte Stimme mit freier Höhe besitzt, leider aber recht harte Konsonanten artikulierte. Warum nahm man hier eigentlich nicht eine Frauenstimme, wie von Komponisten vorgesehen? Zwei kleine Rollen (Priest of Jupiter und First Trachinian) wurden von Herren (Andrew Rupp und John Bowen)  aus dem Chor wahrgenommen.                                               

Geleitet wurde der Abend sehr ebenmäßig und fließend von Harry Bicket, der mit dem bekannten Ensemble The English Concert, das mit alter Musik ja wohlvertraut ist, die Sänger begleitete. Ferner wirkte noch eine Formation des Choir Of The English Concert mit, der die dankbare Aufgabe hatte, Händels wunderbare Chöre zu interpretieren.                                                                                     
Mit einem Preisgesang des Chores endete dann auch der Abend nach drei Stunden göttlicher  Musik.                                                                                                      

Silvia Herdlicka

 

 

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