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WIEN/ Theater an der Wien: HANS HEILING

19.09.2015 | Oper

18.09.2015   Theater an der Wien   „Hans Heiling“

Der hiesige Spezialist für selten Gespieltes (beziehungsweise für untypische Inszenierungen bekannter Opern), das Theater an der Wien, hat die neue Saison mit einem eher aus musikhistorischen Gründen bekanntem Werk eröffnet. Der einhelliger Tenor der Experten lautet „Zwischen Weber und Wagner, aber nicht markant genug“. Damit unterschätzt man Heinrich Marschner, denn seine Musik, stets passende Untermalung der Handlung – dramatisch besser als in den lyrischen Momenten – hat Qualität, was man vom Libretto (Eduard Devrient) nicht sagen kann. Wie in anderen Opern (Freischütz, Rusalka, Faust) will das Außerirdische (erfolglos) ins Geschehen der Erdlinge eingreifen. Der Aufbau der Handlung hat allerdings wenig Logik, aber viele Lücken aufzuweisen, etwa die Zeitspanne zwischen Heilings Abschied aus der Unterwelt und dem nahen Hochzeitstermin mit Anna.

In dieser Inszenierung von Roland Geyer wird einmal mehr der Versuch unternommen, das wirre, märchenhafte Geschehen in die Gegenwart zu versetzen, aber richtig begeisternd wird die Story dadurch auch nicht. Ein düsteres Bühnenbild (Herbert Murauer) und Alltagskleidung (Sybille Gädeke) – Kostüme wären hier ein übertriebener Ausdruck – tragen nicht zum Gelingen des Abends bei. Zum Glück stand mit dem ORF-Radio-Symphonieorchester eine starke Begleitung des Ensembles zur Verfügung. Dirigent Constantin Trinks hat ganze Arbeit geleistet, um die Musiker konzentriert auf eine fast makellose Wiedergabe vorzubereiten. Auch der Arnold Schoenberg-Chor unter Erwin Ortner – eine wie selbstverständlich hochkarätige Stütze jeder Aufführung in diesem Haus – leistete Vorbildliches. Erschwert wurde die Arbeit durch halbwegs gleichförmiges Gestikulieren im Gleichklang mit den Akteuren.

Michael Nagy sang die Titelpartie mit großem Einsatz, sein Charakterbariton war für diese Rolle ideal, an Kraft und guter Höhe mangelte es ihm nicht. Die Darstellung des seltsamen Kauzes, des launischen Unterirdischen, gelang ihm nicht so ganz, sein Liebe zu Anna war in den Temperamentsausbrüchen kaum vorstellbar. Angela Denoke sang die Königin, große Wortdeutlichkeit, routinierte Bühnenpräsenz zeichneten sie aus, manche Phrase war durch leichtes Vibrato beeinträchtigt. Katerina Tretyakova war als Anna bemüht, Jugendlichkeit in Stimme und Darstellung zu zeigen. Über das Freischütz-Ännchen ist sie aber schon hinaus, ihre Stärke liegt schon eher im dramatischen Ausdruck. Ihre Mutter Gertrude – der Altersunterschied der beiden war vielleicht nicht groß genug – wurde von Stephanie Houtzeel bravourös gesungen, die auch an der Staatsoper bekannte Sängerin machte stimmlich vielleicht den besten Eindruck des Ensembles. Peter Sonn war der erwählte Bräutigam Konrad, eine wenig dankbare Rolle, in der er mit viel Kraft und sicherer Höhe seine Qualitäten zumindest andeuten konnte. Ein interessantes Experiment, das man durchaus als gelungen bezeichnen kann. Dem Publikum entlockte es allerdings nur sehr wenig Applaus.

Johannes Marksteiner

 

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