Jaquelin Wagner. Foto: Monika Rittershaus/ Theater an der Wien
WIEN/ Theater an der Wien: „Euryanthe“ am 28.12.2018
In der Phrase „Ein nicht ganz zu Unrecht selten gespieltes Werk“, regelmäßig bei Außenseitern der Opernwelt gebraucht, muss das „nicht“ gestrichen werden. Roland Geyer hat hier ein goldenes Händchen bewiesen, indem er Webers „große deutsche Oper“ – wie er sie selbst einstufte – an sechs Abenden ansetzte. Das volle Haus am fünften Abend bewies, dass man diese Oper sehr wohl auch heute spielen kann, ja spielen soll. Das Werk ist reich an schönen Melodien, Arien, auch relativ dramatische Passagen untermalen die Handlung.
Das geschmähte Libretto von Helmina de Chezy ist mit vielen anderen Werken der Opernliteratur vergleichbar, Unwahrscheinliches Ränkespiel, ein böses Paar, ein ahnungsloser König und die Guten, die einander am Ende „kriegen“, das ist nicht sensationell, nicht abwegig, eben märchenhaft. Der Regie von Christof Loy kann man keine groben Fehler anlasten, die sprung- und krampfhafte Positionierung des Chores ist hier im Haus bereits Tradition. Das Bühnenbild (Johannes Leiacker) könnte man auch durch Vorhänge ersetzen, eine Fensterwand mit einigen Lichteffekten spricht für eine Tourneeproduktion. Die Kostüme (Judith Weihrauch) sind farblich auf Gut und Böse abgestimmt.
Musikalisch wird beste Oper geboten. Da war mit Constantin Trinks trotz seiner Jugend ein wahrlich erfahrener Dirigent am Pult zu erleben, der das ausgezeichnete RSO sicher leitet. Der Arnold Schönberg – Chor unter Erwin Ortner war wie stets Garant für hervorragenden Klang. Und das Ensemble auf der Bühne konnte sich hören lassen: Norman Reinhardt bewies als Adolar, dass er mit seiner tollen lyrischen Stimme, die auch die Höhen bestens meisterte, zu den Besten seines Faches zählt. Jacquelin Wagner sang die Titelrolle mit großem Einsatz, das ansprechende Timbre passte bestens zur Rolle. Die böse Eglatine wurde von Theresa Kronthaler gesungen, mit einer Vehemenz, dass man in diesem doch kleinen Raum um das Trommelfell fürchten musste. Weniger Kraft wäre mehr gewesen. Andrew Foster-Williams gab den Lysiart mit der nötigen Bosheit in der Stimme, nicht schön, aber kräftig. Stefan Cerny war als König Ludwig bemüht, einer eher kleinen Rolle seinen Stempel aufzudrücken. Mit sonorem Bass war er der mit Abstand wortdeutlichste Sänger auf der Bühne.
Das ob der Qualität wohl sehr verwunderte Publikum spendete reichlich Applaus. Hoffentlich verschwindet diese Oper nicht wieder für einige Jahrzehnte von den Spielpläner der Opernhäuser, es wäre sehr schade.
Johannes Marksteiner