Foto: Theater an der Wien/ Werner Kmetitsch
27.02.2019 Theater an der Wien „Elias“ – Derniere
Mendelssohns Oratorium – der Begriff „Oper“ scheint mir unpassend – hätte sich eine normale, soll heißen konzertante Aufführung verdient. Es mag sein, dass man für Auflockerung eines doch langen Werkes sorgen wollte. Erreicht wurde aber nur, dass man von der schönen Musik abgelenkt wurde. Regisseur Calixto Bieito kann man nicht Überfluss an Einfällen vorwerfen, und die, die er hatte, waren nicht geeignet, der Handlung Lebendigkeit zu verleihen. Im Verein mit Bühnenbildnerin Rebecca Ringst, gelang da nur sehr wenig. Der arme Chor musste gefühlte 60 Minuten eine kleine, aus einem Holzgestell mit Papier verkleideten Kirche umkreisen – sicher wohlüberlegt gegen den Uhrzeigersinn -, ehe die Dauerläufer den Bau genüsslich zerstören konnten. Die Videosequenzen (Sarah Derendinger) waren auch nicht dazu angetan, Licht ins Geschehen zu bringen, weder Elias‘ Kopf noch ein paar Riesenvögel beeindruckten nachhaltig.
Musikalisch stand der Abend aber unter einem gottlob anderen und viel besseren Stern. Das RSO, neben dem wie immer fabelhaften Arnold Schönberg-Chor unter Erwin Ortner, spielte das Werk unter der sicheren Leitung von Jukka-Pekka Saraste mit traumhafter Präzision. Mendelssohns Melodienreichtum, hier noch erweitert um durchaus dramatische Passagen, kam unter diesem Klangkörper nahezu perfekt zur Geltung. Die Solisten konnten diese Qualität nicht in gleichem Maße bieten. Christian Gerhaher in der Titelrolle ist ein perfekter Oratoriensänger, Wortdeutlichkeit und Durchschlagskraft waren seine Stärken, an nobler Stimmführung mangelt es aber doch. Auch Maximilian Schmitt konnte als Obadjah nicht begeistern, sein Tenor klang nicht frei und gelegentliche Probleme mit der richtigen Phrasierung und Intonation trübten seine Leistung. Maria Bengtsson sang die Witwe mit in der Mittallage makellosem Sopran, in der Höhe wurde es dann mitunter eng. Die vielen kleineren Rollen waren ausnahmslos gut besetzt. Das Publikum spendete reichlich Applaus für das Ensemble und die Gelegenheit, ein rares Meisterwerk kennengelernt oder wiedergehört zu haben.
Johannes Marksteiner