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WIEN/ Theater an der Wien: EGMONT von Christian Jost

17.02.2020 | Oper


Foto: Monika Rittershaus

17.02.2020   Theater an der Wien   „Egmont“ von Christian Jost

Erstaunliches war bei dieser Welt-Uraufführung von „Egmont“ zu hören und zu sehen. Der Komponist Christian Jost schuf mit diesem Auftragswerk anlässlich der 250. Wiederkehr von Beethovens Geburtstag ein Werk, das man in die Kategorie „Volltreffer“ stellen muss. Das Libretto von Christoph Klimke (unter Mitwirkung des Komponisten) hält sich im Großen und Ganzen an Goethes Originalfassung. Der etwas naive Held der Niederländer, Egmont, vertraut vergeblich der Schwester Philipp II, Margarete von Parma, nach größerer Eigenständigkeit des Landes, auch wagt er gegen den Rat seiner Geliebten Clara, Herzog Alba entgegenzutreten, mit für ihn tödlichem Ausgang.

Regisseur Keith Warner zeigt das Geschehen in zwölf Bildern (Ausstattung Ashley Martin-Davies, Licht Wolfgang Göbbel), die bewährte Drehbühne sorgt für reibungslosen, straffen Handlungsablauf. Fünf Quader bilden einen passenden Rahmen für die Szenen, auch die Choreografie (Ran Arthur Braun) passt gut in diese Produktion. Besonders hervorzuheben ist die Musik des deutschen Komponisten, der schon unter anderem mit den Opern „Hamlet“ (2009) und „Mikropolis“ (2011) bekannt geworden ist. Man muss sich langsam in diese Musik einhören, dann ist sie packend, spannend und elektrisierend. Sanfte Streicherphrasen wechseln mit metallisch-lauten Klängen ab, zu den sehr anspruchsvollen Gesangspartien bietet er zur Steigerung der Spannung sehr dynamische Rhythmen.

Das musste nun von den ausgezeichneten Solisten bewältigt werden. Alle vier haben das bravourös geschafft: Der litauische Tenor Edgaras Montvidas sang die Titelrolle mit Kraft und sicherer Höhe. Der alte Haudegen Bo Skovhus sang den grimmigen Herzog von Alba mit martialischer Schärfe, nach kurzer Anlaufzeit eine beachtliche Leistung. Maria Bengtsson sang die Clara mit strahlender und durchschlagskräftiger Stimme, keinerlei Unsicherheit war bei dieser exponierten Partie zu hören. Angelika Kirchschlager war als Margarete von Parma in prächtiger Form. Ihr Mezzo wirkte auch in dieser schweren Rolle sehr souverän.

Das RSO spielte unter dem ausgezeichneten Dirigat von Michael Boder seine Klasse als Spezialist für moderne Werke aus, da gab es keine schwache Stelle. Man darf sich freuen, dass nach einigen nicht ganz gelungenen Neuheiten wieder einmal ein Volltreffer gelungen ist! Das Publikum dankte allen Beteiligten mit sehr viel Applaus. Und alle heiligen Zeiten passierte es, dass niemand ein Haar in der Suppe mit Buh-Rufen bedachte. 

Johannes Marksteiner   

 

 

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