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WIEN / Theater an der Wien: DAS WAR’S, HERR DIREKTOR!

21.11.2014 | Konzert/Liederabende

Heltau Foto ThadWien
Foto: Theater an der Wien

WIEN / Theater an der Wien:
DAS WAR’S, HERR DIREKTOR!
Von und mit Michael Heltau
21. November 2014

Michael Heltau, „allein“ – natürlich nicht ganz allein, ohne seine „Wiener Theatermusiker“ ginge es ja nicht – auf der Bühne, Wiens größter Entertainer, mit immer neuen Programmen, die immer auch „alte“ Glanzstücke beinhalten, die das Publikum unbedingt von ihm hören will. Also bot er auch auf der Bühne des Theaters an der Wien „Amsterdam“, den „Joe“, den „Franz“ oder das „Milieu“, all diese Jacques-Brel-Originale, die längst eine Art Heltau-Original geworden sind.

Heltau hat eine eigene Art, quasi „selbst erklärende Programme“ (zusammengestellt üblicherweise von Loek Huisman) zu bieten, die ohne Zwischentexte fugenlos ineinander gleiten und nachdrückliche Themenschwerpunkte bilden. Dabei wechselt er locker vom Gesprochenen zum Gesungenen, und obwohl das Gesprochene den geringeren Teil ausmacht, fallen einem doch da die Perlen von Schnitzler entgegen (Heltau ist einer der wenigen genuinen Interpreten), dazu die funkelnden Pointen, Weisheiten oder kleinen Frechheiten von Altenberg bis Hofmannsthal, von Brecht bis Kästner.

Und er singt alles, vom Wienerlied im schönsten Dialekt (Ottakring und Hernals sind ihm so wenig fern wie die Knödlhütt’n) bis Willi Forst, Kurt Weill bis Schubert (!) – und verursacht mit „Am Brunnen vor dem Tore“ Gänsehaut. Und weil er ein Spitzbub ist, lässt er das Publikum „Sag beim Abschied leise Servus“ singen – man wusste ohnedies, dass man es nicht so gut kann wie er.

Immer wieder macht er ein paar Tanzschritte, aber unter der Wienerischen Leichtigkeit der Oberfläche verbirgt sich viel Philosophisches, vor allem über das Altern und das Sterben – auch das gehört dazu in dieser Stadt.

Live ist live, und darum kann Heltau im zweiten Teil auch offen zugeben, dass er ein Requisit vergessen hat, ohne das es nicht weitergeht – und er geht ab, holt diese Zeitung, die er braucht, und es entsteht kein Loch, weil die Musiker einfach weiterspielen, und nicht nur bei dieser Gelegenheit, sondern immer ist man sich dessen bewusst, wie vorzüglich diese Theatermusiker sind, sie wirken wie ein Bestandteil von Heltau selbst, unbeirrbar richtig in Rhythmik und Stimmung.

Ja, und da ist er selbst, zweieinhalb Stunden lang, mit dieser unglaublichen Gedächtnis- und Konzentrationsleistung, dieser unikate Schauspieler mit der ungeheuren Musikalität, mit der Persönlichkeit des Dompteurs, der die „Bestie Publikum“ mit einem Lächeln zu zähmen scheint, dass sie ihm immer und immer wieder aus der Hand frisst. Das Programm zitiert Schiller, dass es „keine höhere und keine ernsthaftere Aufgabe“ gäbe, „als die Menschen zu beglücken.“ Heltau tut’s – Standing Ovations.

Hat das Programm wirklich „endzeitig“ den Titel „Das war’s, Herr Direktor!“ getragen? Da ist wohl nichts zu befürchten. Singt doch der „Wiener Troubadour“ dezidiert, „Wann i nimmer singen kann, lass i mi begraben“ – und das meint er sicher ganz persönlich!

Renate Wagner

 

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