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WIEN/ Theater Akzent: FRAU HOLLE – ein Märchen mit klimapolitischem Herz und viel Witz,

18.01.2025 | Operette/Musical

„Frau Holle“ im Theater Akzent: Ein Märchen mit klimapolitischem Herz und viel Witz, 18.01.2025

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Viktoria Sedlacek, Gloria Wind, Diana Bärhold. Foto: Lukas Beck

Das Familienmusical „Frau Holle“, eine moderne und klimakritische Neufassung des Grimm-Märchens, feierte heute im Theater Akzent eine umjubelte Aufführung. Intendant Michael Garschall, der bereits mit den Herbsttagen Blindenmarkt Maßstäbe gesetzt hat, bringt das ambitionierte Werk des kreativen Duos Stanek & Brand auf die Wiener Bühne. Das Publikum belohnte die Inszenierung mit langanhaltendem Applaus und großer Begeisterung.

Unter der Regie von Christoph Sommersguter gelingt es, auf humorvolle und tiefgründige Weise die Themen Verantwortung, Zusammenhalt und Umweltschutz zu verhandeln – ohne dabei moralisch belehrend zu wirken. Die Dialoge sind pointiert und voller Sprachwitz, was den Darsteller*innen Raum gibt, ihre schauspielerischen Stärken auszuspielen.

Starke Figuren und großartige Darstellungen

Im Zentrum stehen die Schwestern Goldmarie (Diana Bärhold) und Pechmarie (Victoria Sedlacek), die nicht unterschiedlicher sein könnten. Bärhold begeistert als die pflichtbewusste, schließlich zur Klimaaktivistin “Waldmarie” gereifte Marie, während Sedlacek mit rotzfrecher, arbeitsscheuer Leichtigkeit das Publikum im Sturm erobert. Die Wandlungen der Beiden im Lauf des Stücks sorgen für emotionale Momente, die dennoch nie ins Kitschige abdriften. Gloria Wind überzeugt als überforderte Mutter, die zwischen ihren ungleichen Töchtern vermittelt.

Shlomit Butbul als Frau Holle ist ein Highlight der Inszenierung. Mit einer beeindruckenden Bühnenpräsenz verkörpert sie die ikonische Märchenfigur als exzentrische, zugleich strenge und warmherzige Naturgewalt, die das Geschehen und das Wetter in die richtige Bahn lenkt. Jakob Pinter sorgt als schräger, sprechender Hahn mit seiner schrillen Komik für Lacher bei Jung und Alt. Seine vogelhaften Bewegungen und die gut gesetzten Kommentare sind ein weiterer Beweis für die Liebe zum Detail, die diese Produktion auszeichnet.

Valentin Frantsits glänzt als Bürgermeister und „Holz-Horst“, ein geldgieriger Zerstörer der Natur, dessen Intrigen von Frau Holle und den Bewohner*innen des Dorfes nicht ungestraft bleiben. Er ist ein charismatischer Antagonist, der mit seinem überzogenen Charme eine interessante Balance zwischen Komik und Kritik schafft.

Bühnenbild und Choreografie: Ein visuelles Fest

Das Bühnenbild von Marcus Ganser ist auch in der Wiener Aufführung ein wahres Spektakel. Lebendige Backöfen und Apfelbäume, aus der Wand wachsende Hände und weitere Überraschungen lassen das Publikum in eine zauberhafte Welt eintauchen. Elisabeth Blutsch, verantwortlich für die Choreografie, hat beeindruckende Tanzsequenzen geschaffen, die das Ensemble mit sichtbarer Freude und Energie umsetzt. Die Kostüme von Julia Pschedezki sind modern und detailreich und fügen sich sehr gut in die Märchenatmosphäre ein.

Musik mit Botschaft

Unter der musikalischen Leitung von Andreas Brencic wird die Partitur von Stanek & Brand lebendig. Die Melodien verbinden Märchenhaftes mit modernen Akzenten und bleiben im Gedächtnis. Besonders der musikalische Höhepunkt, in dem die beiden Schwestern ihre Differenzen überwinden, sorgt für Gänsehautmomente.

Fazit: Ein modernes Märchen mit Tiefgang

„Frau Holle“ im Theater Akzent ist mehr als nur ein Märchenmusical – es ist ein kluges und unterhaltsames Plädoyer für Verantwortung, Zusammenhalt und den Schutz der Natur. Christoph Sommersguter und sein Team haben ein Werk geschaffen, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht und einen zeitgemäßen Zugang zu einem klassischen Stoff bietet. Ein Stück, das verzaubert und nachhallt – und dem Publikum sichtlich Freude bereitete.

Laurenz Rogi

 

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