„TÄNZE BILDER SINFONIEN“ – 3x konzertante Ballette (24.9.2021)
Foto: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor
Konzertantes Ballett – zu symphonischer Musik getanzte Piecen: Jahrhundert-Choreograph George Balanchine hat zu diesem Genre der Tanzkunst seit den 1920er Jahren der Reihe nach brillante, in die Ballettgeschichte eingegangene Kreationen abgeliefert. Seine „Symphony in Three Movements“ (1972 zu Igor Strawinskis gleichnamiger Symphonie im N.Y. State Theatre uraufgeführt), am Beginn dieses dreiteiligen Programms des Wiener Staatsballetts stehend, weist als handlungsloses Ballett alle Raffinessen von Balanchines genialer Handschrift auf. Seine Nachfolger ein halbes Jahrhundert später und noch mehr, welche sich mit Kompositionen für den Konzertsaal als musikalischer Unterlage bedienen und längst keine Pioniertaten mehr vollbringen, sind nun um ein gewisses Erzählen oder Andeuten von Geschichten bemüht. Das geht nicht immer mit den Aussagen der jeweiligen Musik-Passagen überein, vermag aber zu wirkungsvollen tänzerischen Sequenzen führen.
Alexei Ratmansky ist es gelungen, zu Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“, hier in der originalen Klavierfassung (die Atmosphäre stimmig vorgebend: Pianistin Alina Bercu) locker assoziierend zu den zehn Märchenbilder mit kleinen tänzerischen Kabinettstückerln ein sehr gefälliges Puzzle für fünf geschmeidige Paare zu schaffen. Martin Schläpfer bietet auf Dmitri Schostakowitschs „Sinfonie Nr. 15“ einen Mix an tänzerischer Virtuosität und ein Bemühen um originellen Ideen. An solchen fehlt es nicht, während der lange Dauer der Sinfonie kann aber in den wechselnden angespielten Situationen eine fortdauernde Spannung nicht durchgehalten werden. So an die 60 TänzerInnen, auch die für die Volksoper engagierten werden in die Staatsoper bemüht, tänzeln, laufen, stolzieren über die dunkel gehaltene Bühne, posieren den musikalischen Stimmungen folgend. Und sie werden auch vom Publikum für ihre starken Leistungen bedankt – sie bleiben dabei aber so an die 60 Anonymi, die TänzerInnen, welche sich als riesige Schar gemeinsam dem Schlußapplaus stellen.
Weiters ist von einem Hausdebüt zu berichten: Neuzugang Hyo-Jung Kang aus Korea, in Washington und Stuttgart klassisch und modern ausgebildet, ist von Ballettchef Schläpfer vom Stuttgarter Ballett als Erste Solistin nach Wien engagiert worden. Als eine bereits sehr erfolgreiche Ballerina in reiferen Tänzerjahren hat sie hier in „Symphony in Three Movements“ ihre Partner im anspruchsvollen wie musikalisch delikaten Balanchine-Stil ausgestochen.
Dirigent Robert Reimer leitete den Abend: Schostakowitsch souverän, auf Strawinskis Spuren schon etwas verlorener.
Meinhard Rüdenauer