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WIEN/ Stadttheater: REMASSURI – nach Ideen von André Heller, Ursula Strauss und Ernst Molden

20.04.2025 | Operette/Musical

STADTTHEATER: REMASSURI – nach Ideen von André Heller, Ursula Strauss und Ernst Molden am 19.4.2025

rem

Man sollte es nicht glauben, aber dieser Abend ist die erste Produktion André Hellers in Wien seit Flic-Flac vor 44 (!) Jahren. Er nennt sich Remassuri (erstaunlicherweise mit Doppel-s) und will „eine ungewöhnliche Reise in die Vielfalt wienerischer Musik“ sein.

Das Ansinnen ist löblich, die Ausführung leider ein wenig enttäuschend.

Herz und Stütze der Aufführung sind die Neuen Wiener Concert-Schrammeln, die ja nun wirklich eine ganz hervorragende, Tradition und Zeitgenossenschaft vereinende, weltweit erfolgreiche Formation sind.

Und es gibt auch zwei hervorragende Sängerinnen – Constanze Hosja und Tini Kainrath – die allerdings aus unerfindlichen Gründen meist im Duett (keine Tradition im Wiener Lied) singen müssen und die auch weder stimmlich noch gestisch noch kostümlich miteinander harmonieren.

Das Problem ist jedoch die Auswahl der Songs. Neben unbekannteren, hervorragend gedudelten Wiener Liedern stehen so ausgelutschte alte Hadern wie „O du lieber Augustin“, „Unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant“ und das Fiakerlied, das hier gegendert (Franzi, auch du ?) als Fiakerinnen-Lied dargeboten wird.

Die Aufführung sollte vielleicht besser „Kuddlmuddl“ oder, um im Bild zu bleiben, „Aufgewärmtes Fiakerinnen-Gulasch“ heißen.

Denn es gibt zusätzlich noch ein (sehr nettes) Schatten-Figurenspiel, einen übertriebenen Leierkastenmann und vor allem die völlig unlustige, völlig überflüssige und noch dazu Schweizerische (!) Maskentheatergruppe Mummenschanz.

Es gibt keinen roten Faden, es gibt keine Dramaturgie, es gibt keinen Flow, die einzelnen Elemente sind einfach nur nebeneinander bzw.nacheinander irgendwie hingestellt, ohne ein gscheites Licht, kommentarlos, lieblos.

Dazu begeht Heller den Fehler, sich hier selbst Schmutzkonkurrenz zu machen. Im Laufe des Abends wird auf eine hereingetragene Leintuch-Leinwand eine Filmaufnahme von Heller/Qualtingers legendärem Duett „Wean, du bist a Taschenfeitl“

projeziert – und dieser Power, dieser Intensität, dieser Beseeltheit kann keiner der Live-Acts auch nur irgendwie standhalten…

Außer vielleicht (die seit einiger Zeit auch dem Hellerschen Imperium einverleibten) Kasperl und Petzi, die auch auftreten und den größten und überwältigendsten Applaus aller Beteiligten abstauben.

Vielleicht sollte das Leading Team die Ausführung dieser exzellenten und verdienstvollen Idee noch einmal überdenken, die Liedauswahl kompakter gestalten, für irgendeine Art Regie und Lichtregie sorgen und am besten auch die Volkshelden Kasperl und Petzi als Conferenciers durchs Programm führen lassen…und das Programm dann gleich in „Krawuzikapuzi“ umbenennen….

Nur ein ungebetener, aber wohlmeinender Ratschlag.

Robert Quitta

 

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