5.1. 2017: „DIE SCHÖNE UND DAS BIEST“ – mit Ungeheuern und singender Teekanne in der Wiener Stadthalle
Das Budapesti Operettszinház, das ganz nahe der Budapester Staatsoper gelegene traditionsreiche Budapester Operettenhaus, ist als das führende Operetten- und Musicaltheater in Europa anzusehen. Bezüglich der Pflege des Schaffens aus der Zeit der blühenden ungarischen Operettenjahre – mit einem im Westen kaum bekannten vielfältigem Repertoire. Wie auch in der Förderung des heimischen Nachwuchses in der eigenen Ausbildungsstätte, dem Pester Broadway Studio. Ein Hauch an gewachsenem nationalen Kulturstolz trägt seine Früchte. Hier wird nicht um teure Kulturfördergelder eingekauft, sondern Ungarns umfangreiches Operetten-Erbe wird gepflegt und nicht vergessen. Und, ganz natürlich, am heutigen Musical kann und darf man nicht vorbei gehen.
Also, in Budapest wird nicht eingekauft, sondern wie in diesem Fall von „Die Schöne und das Biest“: Es wird seit einiger Zeit auf diversen Europa-Tourneen verkauft! Erfolgreich, wie gerade beim Gastspiel in der voll besetzten Wiener Stadtthalle. Diese dem Disney-Erfolgsfilm „The Beauty and the Biest“ nachgestaltete Show mit der Musik von Alan Menken (Uraufführung 1994 am Broadway) hat schon seine speziellen Märchen-Reize. Die Budapester Tourneeproduktion gibt sich ausgesprochen turbulent, bunt & bunt und laut & laut (ein verführerischer Sound? Nein, Probleme in der Stadthalle). Doch flott wird in deutscher Sprache gespielt und herum gehüpft, und das Biest, Sándor Barkószi, erweist sich als schaurig brüllendes wie als Liebe suchendes Ungeheuer und schließlich im sanft die Tränen rührenden Finale als ein perfekter Märchenprinz. Nun, die singende Teekanne, der sprechende Kerzenleuchter, das witzig tanzende „Sei hier Gast“-Menü zählen schon zum Besten aus den früheren Erfolgsjahren des amerikanischen Musicals. Und das Budapesti Operettszinház wandert mit seinen aufgeputschen Märchenfiguren weiter. Im kommenden Sommer auch nach Graz und Linz.
Meinhard Rüdenauer