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WIEN/ Staatsoper: VON DER LIEBE TOD – Gustav Mahler kahl geschoren. Premiere

Havarie in der Wiener Staatsoper: Gustav Mahler – kahl geschoren. Premiere am 29.9.2022

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Florian Boesch. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Glücksgefühle rufen sie wohl nur selten hervor, die Theater-, Opernregisseure in diesen Tagen. Es ist für das überwiegende Publikum keine schöne Zeit, in der auf den Bühnen die Stücke entrümpelt, entstaubt, je nach modischer Manier gedeutet oder in ungeahnte Tiefen versenkt werden. Dem spanischen Regiemann Calixto Bieito, von den Wienern wohl nicht als echte Größe angesehen, ist jetzt die Möglichkeit gegeben worden, diese „Von der Liebe Tod“-Mixtur szenisch zu gestalten. Eines ist jedenfalls perfekt an diesem Abend zu erleben …. besser, pulsierender geht es nicht: Orchester und Chor unter dem jungen Lorenzo Viotti. 

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Tanja Ariane Baumgartner. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Völlig konträr zu farbenreicher Musik und tragischer Erzählung allerdings zieht sich auf der total weiß ausgeschlagenen Bühne eine ungemein matte, phantasie- wie blutleere Deutung endlos dahin. Der spät-spät-spätromantische Überschwang der Märchen-Kantate des noch nicht zwanzigjährigen Gustav Mahler – sein weiterer Weg ist hier ständig vorgezeichnet – verpufft in völliger Sterilität. Zur Musik-Magie geboten werden nun anstatt blühendem wie verblühendem Naturzauber modische gebündelte Leuchtröhren, gleichsam wie Wegwerfprodukte aus dem Museum Moderner Kunst, oder so manch andere simple wie unterkühlte geistige Unbeholfenheit (mit intellektuellem Anstrich). Bieito und seine Mitstreiter dürfen nun sagen: „Jetzt haben wir Gustav Mahler gründlich den Kopf kahl geschoren!“ Auch als Titel könnte wohl stehen: „Von der Romantik Tod“.

Meinhard Rüdenauer

 

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