1.3.2017: „ONEGIN“. – Puschkins Versroman exzellent vertanzt
Maria Yakovleva, Alexandru Tcacenco. Copyright: Ashley Taylor. Wiener Staatsballett
Exquisite Hauptakteure und ein hochmotiviertes Ballettensemble gestalten diese Ballettversion (Choreografie: John Cranko) der Tschaikowski Oper in der ersten Vorstellung der aktuellen Aufführungsserie. Maria Yakovleva debütiert als Tatjana mit fein nuancierter Rollengestaltung, die zutiefst berührt. Als zurückhaltend-introvertiertes Mädchen ist sie von der ersten Begegnung mit dem gewandten wie eleganten Onegin an wie elektrisiert, träumt sich im Spiegel-Pas de deux in große Leidenschaftlichkeit hinein, lässt ihre Schwärmerei für den bornierten Großstadtdandy auf dem Fest herausbrechen und zeigt große Stärke, als sie nach dem Duell mit ihrem festen wie zutiefst traurigem Blick Onegin erstmals die Tragweite seiner aus einer Laune heraus unbedachten Handlungsweise bewusst macht. Diese mentale Stärke gewinnt auch im letzten Pas de deux Oberhand: emotional aufgewühlt fügt sie sich nur widerstrebend in diese letzte Konfrontation mit Onegin, scheint sich doch (fast) hinzugeben und schafft es dann dennoch, den ehemaligen Jugendschwarm unmissverständlich und endgültig abzuweisen. Diese Hochschaubahn der glaubhaft nachvollziehbaren Gefühlsaufwallung beeindruckt außerordentlich und begeistert das Publikum. Als kühl-schnöseliger Onegin, der aus einer Laune heraus seinen Spaß zu weit treibt, reüssiert Eno Peci.
Denys Cherevychko, Natascha Mair. Copyright: Ashley Taylor/ Wiener Staatsballett
Denys Cherevychko überzeugt als Lenski vor allem in seinem Schmerz, geplagt von düsteren Vorahnungen vor dem Duell. Natascha Mair gefällt als niedliche unbekümmerte Olga, die die perfide Intrige Onegins nicht durchschaut und damit indirekt das Unheil heraufbeschwört. Alexandru Tcacenco ist bei seinem Debut als Fürst Gremin seiner Tatjana in tiefer Innigkeit zugetan. Viele Applaus für die Solisten und das Corps de ballet sowie für das Orchester mit Dirigent Guillermo Garcia Calvo. Ira Werbowsky