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WIEN/ Staatsoper/Staatsballett: BALLETT-HOMMAGE

30.12.2014 | Ballett/Performance
WIENER STAATSOPER/ Staatsballett: BALLETT-HOMMAGE am 29.12.2014

 
Eine „Ballett – Hommage“ steht uns laut Programmüberschrift bevor. Es wird dunkel im Zuschauerraum und Applaus brandet auf. Doch kein Dirigent lässt sich sehen. Und auch von einsatzbereiten Musikern ist nichts zu merken. Nein, keine Panne im Orchestergraben! Doch zu den Teilen eins & zwei wird nun mal zu Musikeinspielungen von Tonträgern getanzt. Heute durchaus eine gängige Praxis, wenn Choreographen die Tänzer zu bunt zusammengestoppelten Musikcollagen ihre virtuosen Bewegungsspielchen vorführen lassen. Und, so kurios dieser Beifall ins Leere gewesen sein mag: Er ist als ein Kompliment für das Orchester der Staatsoper anzusehen – auch wenn dieses unter Leitung von Peter Ernst Lassen erst nach der zweitem Pause zu seinem Arbeitseinsatz antreten musste.
 
Einen höchst lobenswerten Einsatz und großes Können zeigten die Mitglieder des Wiener Staatsballett jedenfalls an diesem Abend. Die beiden ersten Werke, „The Second Detail“  (Choreographie von William Forsyth) und „Contra Clockwise Witness“ (Natalia Horecna), beide dem choreographischen Zeitgeist folgend, mögen zwar – so perfekt und tänzerisch raffiniert sie auch gestaltet sind –  keine wirklich beglückende oder aufbauende Tanzstücke für das Silvester–Neujahrs–Wienbesucher–Publikum (in den Pausen: Opernhaus schauen und fotografieren, Selfies, manch weniger von der Tanzkunst Befriedigte verabschiedete sich auch schon früher) sein. Doch die feinen Leistungen auf der Bühne wurden voll akzeptiert. In Horecnas auf Anhieb nicht so ganz ergründbarem und mit grotesken Elementen durchwobenem Phantasiespiel rund um Sterben, menschliche Seele und englischen Beistand konnten sich, durch ihren Rollen etwas hervorgehoben, Nikisha Fogo, Céline Janou Weder, András Lukács, Andrey Kaydanovsky und Richard Szabó bestens präsentieren.
 
Schließlich geht es, völlig konträr zu Nr. 1 & 2, Richtung klassischer akademischer Tanz. Ein Blick auf das tägliche Training im Ballettsaal, auf die Entwicklung von Tanzschritten, von choreographischen Abfolgen darf gerichtet werden. Choreograph Harald Lander ist mit seinen „Études“ 1948 in Kopenhagen ein Erfolgsstück geglückt. Zu schräg orchestrierten Klavieretüden vom vergessenen Wiener „Schule der Geläufigkeit“–Meister Karl Cerny (1791 bis 1857) wird eine Abfolge von Exercisen und rasanten Pirouetten, Fouettés und Sprüngen geboten. Leonardo Basilio und Dumitru Taran führten die Kompanie an, und über ihnen allen hat als Gastsolistin die Superballerina Anna Tsygankova gethront.

Meinhard Rüdenauer

 

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