WIEN/ Staatsoper: „UN BALLO IN MASCHERA“ am 5.11.2017
Ein Nachmittag der Debüts und Umbesetzungen
Piero Pretti. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Als erstes wurde das Rollendebüt von Marco Caria als Renato krankheitshalber verschoben. So kam Paolo Rumetz zu seinem ersten Renato. Diese Rolle singt er derzeit auch in Chemnitz. Rumetz ist sicher kein Kavaliersbariton, aber bestimmt ein bombensicherer Sänger, der genau weiß, worauf es für eine gute und korrekte Umsetzung dieser Rolle ankommt. Dies tat er auch in dieser Vorstellung. Beide Arien gelangen tadellos und ebenso sicher waren auch die Ensembles. In dieser Inszenierung muss er auch keine Purzelbäume schlagen, also lief alles wirklich gut ab. Ein Ensemblemitglied, auf das immer Verlass ist. Statt des Debüts von Adrianna Pieczonka als Amelia sprang mehr als kurzfristig Barbara Haveman ein. Dieses Einspringen war so knapp, dass sich die Künstlerin der Kritik entzieht und es gibt nur ein aufrichtiges Dankeschön. Geplant und tatsächlich war Piero Pretti erstmals als Gustavo zu erleben. Das war ein schönes musikalisches Vergnügen, so eine gepflegte Stimme mit hervorragender Phrasierung und feiner Pianokultur zu genießen. Er gehört zu den Sängern, die eine Rolle nicht nur schauspielerisch gut gestalten. Er kann vor allem alles mit der Stimme zum Ausdruck bringen, auch die kleinen Phrasen, die bei vielen Kollegen oft völlig untergehen. Ein Künstler, den man gerne öfter hören will.
Die kurze, aber wichtige und starke Partie der Ulrica liegt genau in der Gurgel von Monika Bohinec. Ihre Arie wird samtig und schön und mit viel Ausdruckskraft dargeboten, ebenso stark klang sie auch im Terzett mit Amelia und Gustavo. Daniela Fally singt den kecken Pagen Oscar lupenrein und spielt auch entzückend. Erstmals auch dabei Rafael Fingerlos als stimmstarker Matrose Christian. Die beiden dunklen Gestalten Graf Horn und Graf Warting wurden von Ayk Martirossian und Sorin Coliban imposant gesungen. Benedikt Kobel sang den Richter und Amelias treuen Diener.
Paolo Rumetz. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Jesus Lopoez Cobos leitete ordentlich und punktgenau Orchester und Bühne, bleibt dabei aber völlig uncharismatisch.
Der Chor unter Thomas Lang war wie immer stimmschön und gerne mit Freude am Ball tanzend unterwegs.
Das Bühnenbild wurde im unabsichtlich mitgehörten Pausengesprächen sehr bewundert, genau so auch die Kostüme, man zeigte sich erfreut einmal keine Alltagskleidung sehen zu müssen.
PS: Alle elektronischen Geräte sollten in der Garderobe abgeben werden. Störend blitzte es wieder im Parkett und aus den Logen., und sicher waren die „Blitzer“ nicht nur Touristen!
Elena Habermann