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Wien/ Staatsoper: UN BALLO IN MASCHERA

Dritte und letzte Vorstellung der Serie

04.11.2018 | Oper


Bongiwe Nakani (Ulrica). Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

WIEN / Staatsoper: UN BALLO IN MASCHERA am 03.11.2018 – Derniere

Bereits auf 102 Vorstellungen hat es diese Inszenierung von Gianfranco de Bosio gebracht und sie trifft offensichtlich den Geschmack von besonders konservativen Operliebhabern – von denen es in Wien ja eine große Menge zu geben scheint. Das schwülstige Bühnenbild und die üppigen, barocken Gewänder erlauben allerdings eine ungestörte Wiedergabe der Handlung und ermöglichen – musikalisch sehr gut interpretiert – einen befriedigenden Opernabend.

Giampaolo Maria Bisanti bewies, nach seiner heurigen Macbeth-Serie auch beim Maskenball profunde Verdi-Kompetenz und wir können seine Rigoletto-Dirigate im kommenden Frühjahr mit Zuversicht erwarten. Der temperamentvolle Mailänder führte das auffallend jugendlich besetzte Staatsopernorchester zu einer beeindruckenden Leistung und pflegte, mit ausdrucksstarker Gestik, ein ständiges kommunizieren mit der Bühne. Auch der Chor der Wiener Staatsoper wurde seinem Ruf als außergewöhnlicher Klangkörper gerecht.

Ramon Vargas präsentierte sich in sehr guter Tagesverfassung und gestaltete den König Gustaf leidenschaftlich und mit schöner, technisch fehlerlosen Stimme. Roberto Frontali wirkte anfangs etwas verhalten, konnte aber als Rächer zu einer beeindruckenden Leistung finden – der gefühlvolle Ausdruck war an diesem Abend nicht seine Stärke. Amelia – Objekt der Begierde der beiden Freunde – wurde von Elena Pankratova mit mächtigem, hochdramatischem Sopran gesungen. Ihre Stimme beeindruckte mit sicheren Höhen und satten Tönen im Mezzo-Bereich und ließ die fehlende  lyrische Zartheit vergessen.

Eine erstaunliche und erfreuliche Erfahrung in dieser Vorstellung war für uns, dass die Ensemblemitglieder der Wiener Staatsoper mit den drei internationalen Stars nicht nur auf Augenhöhe mitsangen, sondern zum Teil die „Nebenrollen“ durch hervorragende Leistungen in den Mittelpunkt rückten.

Bongiwe Nakani war nicht nur wegen der passenden Hautfarbe eine außergewöhnliche Ulrica. Sie stellte mit pastosem Alt eine geheimnisvolle, bedrohliche Wahrsagerin dar und es gelangen ihr in der Mittellage, aber auch in der Höhe edle Töne in perfekter Technik. Vielleicht die beeindruckendste Leistung des Abends, wäre da nicht Maria Nazarova als Oskar. Das Temperament und die Spielfreude dieses „Wirbelwindes“ entzückt uns in jeder Rolle und besonders erfreulich ist, dass sich ihre mädchenhaft frische Stimme zu immer größerem Umfang und zu sicher geführter Schönheit entwickelt. Wie sie mit dem „Kraftwerk-Pankratova“ in den Szenen mitsingt, ist beeindruckend.

Sorin Coliban als Graf Warting und Aleksandru Moisiuc als Graf Horn schaffen das Kunststück, dass sie mit schön und samtig klingendem Bass so mächtig und bedrohlich wirken, dass sie nicht nur dem Grafen Ankarström das Gruseln lehren. Ihr zynisches „Ha-Ha-Ha“ wird auch uns mindestens eine Woche nicht aus dem Kopf gehen!

Igor Onishchenko als Christian und Peter Jelosits als Richter und Diener erfreuten mit schönen Stimmen und ambitioniertem Spiel und verdienen ein Kompliment für das Ensemble der Wiener Staatsoper.

Ein Abend, der nicht nur uns – dem Publikum – Freude bereitete. Auch im Orchestergraben und vor dem Vorhang waren gutgelaunte Menschen zu erleben, die die Musik von Giuseppe Verdi genossen haben.

Maria und Johann Jahnas

 

 

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