WIENER STAATSOPER: „UN BALLO IN MASCHERA“ am 20.4.2017
Bongiwe Nakani (Ulrica). Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Zur Zeit ist es ja modern, alte Inszenierungen zu reanimieren, wie beim Festival in Lyon oder bei den Osterfestspielen. Dass diese Idee nicht ganz so neu ist, beweist diese 30 Jahre alte Produktion der Wiener Staatsoper. Schon 1986 hatten der Regisseur Gianfranco de Bosio und sein Bühnenbildner Emanuele Luzzati wohl eine Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert als Vorbild genommen und so kann man hübsch bemalte Prospekte bewundern, die wie bei einem Ausschneidebogen verschoben werden können. In diesem Ambiente, dem nur noch die Beleuchtung mit Gaslicht fehlt, fühlt man sich echt in die Uraufführungszeit zurückversetzt.
Mit Jesus López Cobos steht ein echter Routinier am Pult, der ein Garant für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bühne und Orchester ist. Die orchestralen Kantilenen kommen nicht zu kurz, aber die Sänger werden nie in Bedrängnis gebracht.
Der schwedische König ist Piotr Beczala. Er könnte ein ausgezeichneter Gustaf sein, wenn er nicht so oft in den hochtourigen Bereich schalten würde. In der Kanzone „Di tu se fedel“ wäre mehr Piano und ein leichterer Klang durchaus angebracht und auch im „Ma se m’e forza perderti“ muss nicht alles auf ein möglichst effektvolles „b“ ausgerichtet sein. Wenn er dann im letzten Duett mit Amelia sich wirklich um nuancierte Piani bemüht, wird das leider von Kristin Lewis etwas konterkariert, die zu diesem Zeitpunkt ihre Sicherheit und Klarheit in der Stimme etwas verloren hat. Dabei waren die beiden Arien wirklich schön und ausdrucksstark gesungen. Durchgehend gepflegten Verdigesang bot George Petean als René. Vor allem in der großen Arie bot er eine Fülle von dynamischen Nuancen, die sich zu einem einfühlsamen Portrait des scheinbar Betrogenen formten. Als Wahrsagerin Ulrica (die übrigens auf einer historisch belegten Okkultistin beruht) konnte Bongiwe Nakani mit einer beeindruckenden, fast schon vulgären Tiefe beeindrucken. Der Page Oscar war wieder die quicklebendige Maria Nazarova mit glasklaren Koloraturen. Ihr frech burschikoser Umgang mit ihrem König hätte den historischen Gustaf sicher sehr gefallen. Dem sympathischen Christian von Igor Onishchenko gönnt man seine Beförderung von ganzem Herzen, die er sich mit schönem Gesang verdient hat. Die beiden Mitverschwörer Horn und Warting waren mir Alexandru Moisiuc und Sorin Coliban eindrucksvolle Vertreter des tiefen Faches. Als dienender Richter oder richtender Diener vervollständigte Peter Jelosits die Besetzung.
Wolfgang Habermann