WIEN / Staatsoper: UN BALLO IN MASCHERA am 17.04.2017
George Petean, Piotr Beczala. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Es gibt wieder eine Serie dieser zugkräftigen Verdi-Oper, in einer extrem „realistischen“ Inszenierung von Gianfranco de Bosio. Bereits über 90 mal konnte man das exakte Gegenteil von „modernem Regietheater“ erleben. Eine Wohltat nach dem neuen Parsifal, der unsere intellektuellen Fähigkeiten auf eine harte Probe gestellt hat. Hier vertraut man dem Genie Verdis und seinem Librettisten Antonio Soma und lässt einer Gruppe von sehr guten Sängern die dramatische Geschichte „erzählen“.
Jesus Lopez Cobos erzielt mit dem Staatsopernorchester eine eindrucksvolle, dynamische Interpretation, der Chor der Wiener Staatsoper hält die Handlung in Schwung und erbringt mit tollem Ausdruck den Beweis, dass „Un ballo in maschera“ eine Choroper ist.
Glücklicherweise war auch diesmal wieder Piotr Beczala als König Gustaf aufgeboten. Seit der vorjährigen Serie ist sein schöner, lyrischer Tenor in Richtung „spinto“ gereift und er würzt seinen berührenden Ausdruck mit kleinen Schluchzern a la „italianita“.
George Petean war ein Gegenspieler auf Augenhöhe. Sein etwas rauher Bariton klingt besonders in den emotional aufgeheizten Szenen sehr authentisch. Sicher, technisch gut und klangschön trägt seine Stimme verlässlich durch alle Gefühlslagen. Dass die Begeisterung Grenzen hatte, lag für uns an der Erinnerung an den Rollenvorgänger. Dmitri Hvorostovsky kam ja im Vorjahr mit dem Graf Rene Ankarström nach der vermeintlichen Überwindung seiner schweren Erkrankung auf die Staatsopernbühne zurück.
Kristin Lewis war als Amelia gesanglich und darstellerisch wieder eine Idealbesetzung. Ihr Sopran strahlte von einer satten Tiefe bis in beeindruckende Höhen und klang sicher, gefühlsstark und schön.
Die zweite weibliche Hauptrolle – die Wahrsagerin Ulrica – wurde dem neuen Ensemblemitglied, Bongiwe Nakani anvertraut. Die junge, südafrikanische Mezzosopranistin beeindruckte mit großem Stimmmaterial, das aber im Repertoirealltag noch den Feinschliff erhalten sollte – jedenfalls war dieser Auftritt ein Versprechen für die Zukunft.
Etwas weiter in der Entwicklung ist Maria Nazarova – auch ein junges Ensemblemitglied, das uns in den letzten Monaten in den unterschiedlichsten Rollen viel Freude bereitet hat. Monat für Monat kann man ihrer klaren, schönen, technisch gut geführten Stimme beim Wachsen zusehen(hören). Ihre Spielfreude und ihr Temperament überzeugen mit Natürlichkeit.
Das finstere Intrigantenpaar, die Grafen Warting und Horn, wurden routiniert und überzeugend von Sorin Coliban und Alexandru Moisiuc dargestellt – ihr höhnisches Gelächter setzt sich jedes mal tagelang im Gedächtnis fest. In den kleinen Rollen (Christian, Richter und Diener) waren Igor Onishchenko und Benedikt Kobel aufgeboten.
Mit einer guten Mischung aus internationalen Stars und sowohl jungen, als auch bewährten Ensemblemitgliedern gelang es wieder, einen schönen, unterhaltsamen Opernabend zu gestalten Obwohl die Kulissenvorhänge schon deutliche Gebrauchsspuren aufweisen, sollten sie den „Hunderter“ jedenfalls noch schaffen!
Maria und Johann Jahnas