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WIEN/ Staatsoper: TOSCA. Zweite Vorstellung dieser Aufführungsserie

WIEN / Staatsoper: „TOSCA“  –   05.02.2024 –

  1. Vorstellung dieser Aufführungsserie

 Während die Wiener Staatsoper an diesem Montagabend mit einer konzertanten Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“ unter der musikalischen Leitung von Philippe Jordan im Théâtre des Champs-Élysées in Paris gastierte, spielte man zu Hause „Tosca“ mit einer Besetzung, die sich sehen (und hören) lassen konnte. Welches andere Opernhaus bringt das sonst noch zustande?

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Piotr Beczala, Elena Stikhina. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Derzeit wird unter den Stammbesuchern heftig diskutiert, dass die Inszenierung von Margarete Wallmann angeblich bald abgelöst werden soll. Das wäre wirklich ein nichtwiedergutzumachender Schaden für dieses Haus. Denn diese vom Publikum vielgeliebte Inszenierung hat es in den letzten Jahrzehnten unzähligen Sängern ermöglicht ihre eigene Persönlichkeit einbringen zu können. Aber nicht genug damit, die verschiedenen Besetzungskonstellationen erhöhten das Interesse zusätzlich. Wenn Leonie Rysanek die Tosca an der Seite von Eberhard Wächter sang, herrschte eine ganz andere Spannung als wenn ihr Scarpia Theo Adam hieß. Und wenn Giuseppe Taddei oder Sherrill Milnes  ihr Scarpia war, verlief die Aufführung wieder ganz anders. Gerade das macht die Qualität dieser Inszenierung aus. Und auch an diesem Abend bewährte sich die alte Produktion, laut Besetzungszettel zum 648. Mal.

Die erste Garnitur des Staatopernorchesters war hörbar in Paris, aber dennoch kann man mit der Leistung des Orchesters im Graben der Wiener Staatsoper unter der musikalischen Leitung des vorwiegend auf breite Tempi setzenden Bertrand de Billy zufrieden sein. Und wenn auch das Horn zu Beginn des 3. Aktes gepatzt hat, hat wenige Minuten später der wunderschön aufspielende Soloklarinettist in der „Sternen“-Arie einen wieder versöhnt.

Piotr Beczała braucht als Cavaradossi derzeit kaum Konkurrenz zu fürchten, weder unter den in etwa gleichaltrigen Kollegen noch unter den Sängern der jüngeren Generation. Er besitzt eine betörend schöne Stimme, die nötige Pianokultur für zärtlich gehauchte „dolci mani“ und genügend Stahlkraft für ein strahlendes „Vittoria!“.  Schmelzreich gestaltet er die Liebesduette und kraftvoll die dramatischen Szenen. Und den Zwang seine Arie im dritten Akt wiederholen zu müssen, den wird er wohl nicht mehr los. Früher war ein Da capo etwas außergewöhnliches, heute verkommt es leider zur Routine. Aber an diesem Abend gelang ihm die Wiederholung fast noch besser als der erste Durchgang. 

Elena Stikhina gefiel mir an diesem Abend noch viel besser als bei ihrem Debüt vor zwei Jahren. Auch wenn sie zu Beginn vielleicht noch etwas zu verhalten bei den „Mario!“-Rufen war und die Stimme in der Tiefe zu wenig Fundament besitzt, sang sie mit ihrer warm timbrierten Stimme einen grandiosen 2. Akt und konnte auch mit einem innig vorgetragenen „Vissi d’arte“ berühren. Auch darstellerisch kann sie voll überzeugen. Man darf auf ihren Auftritt in Pucinis „Trittico“ demnächst gespannt sein, vor allem die Suor Angelica müsste ihr liegen.

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Erwin Schrott, Elena Stikhina. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Aber was ist mit Erwin Schrott los? Schon bei seinem Procida in Verdis „I Vespri Siciliani“ vor wenigen Wochen war er nicht in bester Verfassung. Aber an diesem Abend klang er nur noch kraft- und stimmlos. Auch darstellerisch hat man ihn als Scarpia in besserer Erinnerung. Wenn er indisponiert war, hätte er sich eigentlich ansagen lassen müssen.

Evgeny Solodovnikov als Angelotti, Dan Paul Dumitrescu als Mesner, Ted Black als Spoletta, Marcus Pelz als Sciarrone, Stephano Park als Schließer sowie Chiara Bauer-Mitterlehner als Hirte ergänzten die Besetzungsliste zufriedenstellend. 

Das ausverkaufte Haus feierte die drei Protagonisten ausgiebig.

Walter Nowotny

 

P.S: Am 10.2. kann man TOSCA in dieser Besetzung noch ein letztes Mal sehen.

 

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