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WIEN/ Staatsoper: TOSCA von Giacomo Puccini

WIEN/ Statsoper: Giacomo Puccini: » Tosca « am 29.9.2025 

Wiener Staatsoper

toto

Von Thomas Prochazka

Was lebt nach Tagen noch im Gedächtnis? Daß vazierendes Publikum erfreut reagierte, als ihm auf der Bühne ein mögliches Rom vom Juni 1800 vorgestellt ward, beispielsweise. Oder daß Pier Giorgio Morandi das Orchester mit ruhiger Hand leitete, ohne zu schleppen.

Pier Giorgio Morandi, zehn Jahre lang Solooboist des Orchestra del Teatro alla Scala und später Assistent Giuseppe Patanès und Riccardo Mutis, scheint sich in Wien als einer der italienischen Maestri zu etablieren. Auch diesmal setzte er nicht auf Lautstärke und Tempo, sondern gab der Musik Raum. Zum Höhepunkt, weil von jeder Art vokaler Störeinflüsse frei, geriet das Vorspiel zum dritten Akt: Das Staatsopernorchester kann, wenn es will, exakt und differenziert spielen. 

Allerdings … — Allerdings birgt jede Gestaltung des Orchesterklanges das Risiko der Überforderung des singenden Personals. Nicht der geforderten Lautstärke, sondern dessen unzureichenden stimmlichen Kalibers wegen. Das Ergebnis: eine anständige Repertoire-Vorstellung, nicht mehr. Trotz marktschreierischer Ankündigungen. (Im Laufe der Begebenheiten wird alles klar werden.)…

…Aufmerksamen Zuhörern entging auch nicht, daß Tetelman bereits in der ersten Arie von Silbe zu Silbe den Stimmdruck ändern mußte — legato definiert sich anders. La vita mi costasse wurde zu La vita mi costa-ha-sse mit eingelegtem » Sprungbrett « am hohen › gis ‹, um das nachfolgende › h ‹ sicher zu erreichen. Auch sonst blieb vieles im Ungefähren; — von getreuer Beobachtung der dynamischen Vorgaben auch in der zweiten Arie war wenig zu bemerken. Doch wen kümmert Cavaradossis Verzweiflung angesichts des nahen Todes, wenn nur schöne Töne ins Rund schallen, man sich seinem Publikum wie in bester Provinzmanier an der Rampe präsentieren kann? Tenor Time.

Im Fall Tetelman wage ich allerdings die Frage: Wie lange noch?

Thomas Prochazka / www.dermerker.com

 

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