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WIEN/ Staatsoper: TOSCA – dritte Vorstellung

09.12.2015 | Oper

Wiener Staatsoper: „TOSCA“ am 8.12.2015


Roberto Alagna. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

 581 Aufführungen lang hat sich kein Mensch Gedanken darüber gemacht, was die Tosca-Darstellerin nach ihrem finalen Abgang macht. Erst seit dem Unfall von Frau Serafin gibt es ein Aufatmen, wenn die Tosca zum Schlussapplaus erscheint. In den beiden Aufführungen war Maria José Siri der Ersatz für die verunglückte Sängerin. Und um es gleich zu sagen, sie war ein guter Ersatz. Mit etwas ausschwingender Stimme portraitiert sie im ersten Akt eine kapriziöse, eifersüchtige Diva, Im zweiten Akt mündet ihre Verzweiflung um den Geliebten in einem sehr schön gesungenen „Vissi d’arte“. Siri ist ja auch ein  Spracherkennungssystem von Apple, daher erkennt sie rechtzeitig den Ausstieg des Scarpia und singt „E qual via sciegliete“ für ihn.

Mit Ausnahme dieses Ausstieges bot aber Michael Volle eine ausgezeichnete Leistung. Sein Scarpia ist es gewohnt, dass ihm die Anderen auch auf kleine Zeichen gehorchen und er kann es sich leisten, den verbindlichen Kavalier zu spielen. Die Kantilenen der Partie nutzt er wie die Schlange im Paradies, um Misstrauen zu säen. Wenn er einmal kurz die Contenance verliert, so ist er Diplomat genug, um sofort wieder zu seiner überlegenen Art zurückzufinden.

Leider kann der frisch gebackene Kammersänger Roberto Alagna mit seinen Partnern nicht ganz mithalten. Zwar beeindrucken kernige Spitzentöne, aber vor allem im dritten Akt weicht er geschickt nahezu allen Gelegenheiten aus, Pianokultur zu zeigen. Wenn er es dann im zweiten Teil der „Dolci mani“ doch versucht, so wird seine Taktik auch verständlich, denn da wird die Stimme brüchig und fahl.

Die gewohnt kauzige Interpretation des Mesners lieferte wieder Alfred Šramek, der ausgesprochen gut bei Stimme war. Die etwas schneidende, aber präzise Stimme von Benedikt Kobel passt ganz ausgezeichnet zum Charakter von Spoletta. Ryan Speedo Green liefert einen durch die Kerkerhaft geschwächten Angelotti. Hans Peter Kammerer konnte seine, für Scarpia schlechten Nachrichten nicht wirklich zu Gehör bringen und Il Hong war ein solider Schließer. Der Hirte aus der Opernschule machte seine Sache ordentlich, was ja angeblich in der letzten Vorstellung nicht der Fall war.

Am Pult stand Dan Ettinger, der diesmal seiner Vorliebe für Lautstärke nicht allzu sehr nachgab, aber immer wenn es leiser wurde, auf Entschleunigung setzte und damit den Solisten einiges an Atem abverlangte.

Wolfgang Habermann

 

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