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Wien/ Staatsoper/Staatsballett: SCHWANENSEE

Spitze auf der Spitze

26.02.2019 | Ballett/Performance

Staatsoper, 25.2.2019: „SCHWANENSEE“ – spitze auf der Spitze

‚Erste Solotänzerin‘, ‚Erster Solotänzer‘ im Wiener Staatsballett klingt schön, macht stolz! Doch in der Realität …. bei einem derartigen Überangebot an ‚Ersten‘ im Ensemble? Kein gar so angenehmer Job – für die reiferen, nicht mehr so hoffnungsvollen Solisten jedenfalls. Also, bitte, zur nächsten Besetzung in dieser Aufführungsserie, „Schwanensee“-Abend Nummer 241 seit der Einstudierung dieser brillanten Version durch Rudolf Nurejew im Jahr 1964. Liudmila Konovalova aus Moskau ist seit 2010 im Haus und bietet als wahre Virtuosin des klassischen Balletts absolut perfekten Spitzentanz. Auf der Bühne ist sie in den letzten Jahren nicht allzu oft zu sehen gewesen. Als bereits erdenferne Schwanenkönigin, als eine der Menschheit schon Verlorene, hat Konovalova ihr stupendes Können präsentiert. Vielleicht nicht so ganz voll herausgefordert von den sie diskret, sehr feinfühlig begleitenden Roman Lazik. Ein Prinz Siegfried in stimmiger Weichzeichnung. Er ist Senior unter den Ersten Solotänzern, seit 2007 in Wien und ein sensibler, äußerst dezenter, sich nie aufdrängender hochseriöser Partner.  

Das Orchester unter Paul Connelly hat wieder effektvoll, diesmal jedoch etwas ruppiger geklungen, weniger poesievoll als an anderen Abend. So hat es auch auf die Tänzer gewirkt: Es ist ein leicht unterkühlter, doch nach den Bravourszenen und den eindrucksvollen Schwanenreigen stark akklamierter Abend gewesen. Halt! Da sind doch noch auch richtige Arbeitsbienen – Pardon, Arbeitsschwäne – im düsteren Reich des Zauberers Rotbart (Andrey Teterin, durchaus suggestiv) zu erwähnen. Die stets hochelegante Oxana Kiyanenko wechselte mehrmals die Rollen, mutierte von der Mutter des Prinzen zu einem der Großen Schwäne; Alice Firenze musste sich vorerst als Kleiner Schwan, hierauf als rassige Ungarin präsentieren; Anita Manolova und Richard Szabó verstanden, sich als Gefährten des Prinzen wie als flotte neapolitanische Tänzer in Szene zu setzen. Jedenfalls wieder, alles zusammen: In Schönheit auf Spitze getanzt.  

 

Meinhard Rüdenauer

 

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