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WIEN/ Staatsoper/ Staatsballett: PEER GYNT

Skurril erzählt, berührend getanzt

03.12.2018 | Ballett/Tanz

Wiener Staatsoper: „PEER GYNT“, 2.12.2018 – skurril erzählt, berührend getanzt


Zsolt Török (Hirsch). Foto Ashley Taylor

Tanztheater mit zahlreichen skurrilen Episoden – und doch eine berührende Geschichte. Der rumänische Choreograph Edward Clug, langjähriger Ballettchef des Slowenischen Nationaltheaters Maribor, hatte diese getanzte Version nach Henrik Ibsens „Peer Gynt“ 2015 für seine Kompanie kreiert. Vorige Saison wurde dieses zweiaktige  Ballett vom Wiener Staatsballett übernommen, und Clugs choreographische Gestaltung erweist sich nun auch im Repertoire bei der Wiederaufnahme als ein das Publikum in zahlreichen Momenten fesselndes Stück. Dem modernen Tanzstil mit zahlreichen pantomimischen Sequenzen ist die wunderbar melodienreiche Musik von Eward Grieg, vom Orchester unter Simon Hewitt sehr emotionell aufgespielt, als Pasticcio unterlegt: zwei Sätze des Klavierkonzerts, die „Peer Gynt“-Schauspielmusik, „Aus Holbergs Zeit“, Norwegische Tänze. Zeitgeistiges Bewegungsspiel und Griegs edle Musikromantik binden sich in einer künstlerisch geglückten Synthese.

Ein starker Abend des intensiv mitgehenden Ensembles. Jakob Feyferlik als unbekümmerter, unbedarfter schlaksiger junger Tagträumer Peer wandelt von einer aus ironischem Blickwinkel gezeichneten Station zur anderen. Das erhoffte Glück findet er nicht. Auf der dunklen Einheitsbühne: bewegte Dorfszenen und die bedrohlich wirkenden Bergtrolle, Peers späteres Leben in Marokko und die Zuckungen der Verrückten im Irrenhaus. Die Erzählung schwankt zwischen Groteske und berührenden menschlichen Empfindsamkeiten. Von allen Tänzern voll mitlebend auf den Punkt getroffen: Alice Firenze als Solveig, Nikisha Fogo (Frau in Grün), Franziska Wallner-Hollinek (Peers Mutter Ase), Ioanna Avraam (die verlassene Braut Ingrid), Céline Janou Weder (die verführerische Anitra), Zsolt Török (ein stolzer Hirsch) ….. und nicht vergessen: Der Tod spielt hier mit. Von Eno Peci bei seinem Rollendebüt mit plastischer Ausdrucksschärfe gemimt.  

Meinhard Rüdenauer

 

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