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WIEN/ Staatsoper/ Staatsballett: LA SYLPHIDE – eine romantische Märchenwelt

30.05.2015 | Ballett/Performance

29.5.2015: „LA SYLPHIDE“ – eine romantische Märchenwelt
Der Wind säuselt kaum hörbar, nur ganz leise in dieser romantischen Märchenwelt, in welcher der schottische Bauernbursch James einer anmutigen Sylphide verfallen ist. Zu einem richtig schönen Märchen fehlen hier aber dann doch die richtig schönen Zauberklänge – Jean-Madelaine Schneitzhoeffers Untermalungsmusik zu Filippo Taglionis Ballet blanc aus dem Jahr 1832 schmeckt ähnlich lau wie heute so manch ein Liedchen des Eurovision Contests. Macht nichts, blitzsauber sind jedenfalls diese adretten Bauernmädchen in der Halle eines ländlichen Anwesens des ersten Teiles herausgeputzt, welche dann nach der Pause als dahinhuschende Sylphidenschar eine biedermeierliche Feerie zu beschwören haben. Spannend wirkt der Versuch einer Wiederbelebung dieses im 19. Jahrhundert so beliebten Genres durch den Choreographen Pierre Lacotte zwar nicht, doch mit feiner, um diskreten Charme bemühter Spielfreude gelingt es den perfekt studierten Tänzern des Wiener Staatsballetts das Publikum im vollen Haus für sich zu gewinnen.

Maria Yakovleva
in der Titelerolle kann hier als feines ätherisches Wesen mit schmiegsam und gefühlvoll demonstrierten Attitüden nicht nur ihren Partner Masayu Kimoto – weit mehr ein schmucker Traumprinz als ein rustikaler Lover – verführen, sondern sie geleitet als liebreizendes Wesen auch den Betrachter harmonisch in eine mit weichen Konturen gezeichnete Feenidylle. Ohne Happy End allerdings, da Andrey Kaydanovskiy als die das Unglück heraufbeschwörende Hexe Madge quirlig und mit einprägsamer Pantomime zerstörerischen Einfluss nimmt. Zurück aber, mit positivem Nachklang: Erstklassige Darbietungen vom Corps de ballet, von Alice Firenze als James´ Braut Effie, in einem Bauern-Pas de deux mit Nina Tonoli und Marcin Dempc, von den drei Solo-Sylphiden Alena Klochkova, Eszter Ledan und Prisca Zeisel.

Dirigent Kevin Rhodes und das Orchester versetzen sich in diese romantische Bühnenwelt, im düstren Märchenwald kann auch leicht der eine oder andere Hornruf verwehen.

Meinhard Rüdenauer

 

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