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WIEN/ Staatsoper/ Staatsballett: „LA FILLE MAL GARDÉE“ – eine liebevoll erzählte köstliche Pastorale

29.12.2015 | Ballett/Performance

28.12.2015: „LA FILLE MAL GARDÉE“ – eine liebevoll erzählte köstliche Pastorale 

„Es sind so viele!“ Mit leicht klagendem Unterton hat eine absolut fein tanzende Jungballerina auf die dezent gestellte Frage geantwortet, in welcher Rolle sind bald wieder zu sehen sein wird. Es sind so viele gute junge, noch jüngere, noch entwicklungsfähige Kollegen im Wiener Staatsballett engagiert. Und das bedeutet: Die Möglichkeiten, den eigenen Charakter, die Spielfähigkeiten in interessanten Rollen reifen zu lassen, sind für viele Mitglieder des großen Ensembles nicht gegeben.Und die Tänzer müssen auch schon Glück haben um zu solch einem Glück zu finden, von den Entscheidungsgewaltigen richtig gefördert zu werden. Immerhin, jetzt in der Aufführungsserie des „La fille mal gardée“-Klassikers waren der Reihe nach sehr gute Rollendebüts mitzuerleben. Es ist ein Stück mit kleiner Solistenbesetzung, doch ein von Choreograph Fredrick Ashton mit wunderbar profilierten Darstellungsmöglichkeiten und mit schon besonders köstlichem Humor geschaffenes.

Laut Wiens Ballettconnaiseurs ist für diesen Abend zu notieren: Die beste der alternierenden Besetzungen der Serie – so es überhaupt anständig sein mag, solches zu sagen. Mihail Sosnovschi als liebender und sympathisch werbender Landjunge Colas sowie Eno Peci – ein maskuliner Typ und dadurch besonders markant en travestie als bäuerliche Witwe Simone – sind beide exzellente und beliebte Solotänzer, nicht „Erste“, und es ist ihnen bis jetzt vorbehalten worden, sich in den ganz großen Tschaikowski-Prinzenrollen zu bewähren. Richard Szabó, als Halbsolist geführt, sollte solches auch einmal schaffen. Perfekt und blitzsauber ist ihm die groteske Charakterisierung des einfältigen Alain gelungen. Ja, und Maria Yakovleva, das aufbegehrende Töchterlein Lise, um das sich alles dreht, hat dieser heiteren und unbeschwerten Pastorale mit tänzerischer Grandezza und kapriziöser Zärtlichkeit den Duft einer liebevoll erzählten Pastorale gegeben. Musikalisch von Dirigent Paul Connelly akkurat geleitet und vom angetanen Publikum vergnüglich mitzuerleben

Meinhard Rüdenauer 

 

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