Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/Staatsoper/Staatsballett: „BALANCHINE / NEUMEIER / ROBBINS“

Eine Lektion: ein halbes Jahrhundert modernes Ballett

17.03.2018 | Ballett/Performance


Bach-Suite: Maria Yakovleva, Roman Lazik. Foto: Wiener Staatsballett

WIEN/ Staatsoper/ Staatsballett: 16.3.2018: „BALANCHINE / NEUMEIER / ROBBINS“ – eine Lektion: ein halbes Jahrhundert modernes Ballett

Eine Lektion mit choreographischen Meisterwerken, welche sich in den letzten Jahren im Repertoire des Wiener Staatsballetts angesammelt haben – aber auch eine Lehrstunde über die Entwicklung hochkultivierten Bühnentanzes einer bereits zurückliegenden Epoche. In dieser Lektion kommt alles aus den USA. Vorsicht: nicht so ganz! George Balanchine (1904 bis 1983), das Kreativgenie des famosen New York City Ballet, wurde in St. Petersburg geboren. Jerome Robbins (1918 bis 1998) ist zwar ein echter New Yorker, ist Choreographen-Star des Broadway gewesen, sein Elternhaus jedoch lehrt: Rabinowitz, Einwanderer aus Russland. John Neumeier wurde 1939 in Milwaukee geboren, berühmt ist er aber in Europa mit seinen intellektuellen Tanzschöpfungen für das von ihm geleitete Hamburger Ballett geworden.

An solch einem Abend soll man sich aber an den Leistungen des Ensembles auf der Bühne erfreuen. Fällt nicht schwer. Positiv somit der Reihe nach:

Balanchine: Wunderschöne, doch anspruchsvolle edle Neoklassik auf modern („Stravinsky Violin Concerto“, 1972 uraufgeführt, mit Ketevan Papava, Liudmila Konovalova, Eno Peci, Mihail Sosnovschi) und, leichter ins Ohr gehend und akademischer, mit Tschaikowsky-Melodien („Thema und Variationen“, 1947, mit Kiyoka Hashimoto und Masayu Kimoto als elegantes Hauptpaar).

Neumeier:  Seine „Bach Suite III“ (1981), gefühlvoll J. S. Bachs Orchestersuite Nr. 3 im Bewegungsfluss findig auslotend, tendiert bereits mehr zu manieristischer Tanzästhetik, perfekt interpretiert von Maria Yakovleva, Nikisha Fogo, Roman Lazik und Richard Szabó.

Robbins: Er lässt mit den feinsinnigen Späßen seiner Scharade „The Concert – or the Perils of Everybody“ (1956) das Publikum zu Chopin-Ohrwürmern erleichtert auflachen. Maria Yakoleva als quicklebendige frech-charmante Ballerina oder Eno Peci als der seinen ausbrechenden Phantasien folgende Ehemann-Pantoffelheld können mit witziger Charkterisierungskunst auftrumpfen. Überzeugend hier und in den andern Piecen auch die ganze Kompanie auf der Bühne – eine Hierarchie ist nun einmal gegeben. Allerdings, finden wir dabei noch heimischen Eigenbau? Vielleicht, an diesem Abend …. vier Damen, ein Herr. Nicht mehr? Na ja – wohl doch mehrere eingebürgerte ÖsterreicherInnen. Und um noch auf die Musiker zu kommen: Gastdirigent Simon Hewitt führte mit Umsicht durch das Programm. Fix im Haus engagiert sind die Geigenvirtuosin Albena Danailova (Stravinsky-Konzert) und Ballettkorrepetitor Igor Zapravdin, der als Robbins „The Concert“-Klavierkomiker auf der  Bühne neben feinem Chopin-Sound auch köstliche mimische Pointen zu bieten versteht.

Meinhard Rüdenauer     

 

Diese Seite drucken