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WIEN / Staatsoper: Solistenkonzert von ERWIN SCHROTT, AMORETTI & Co.

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Pianist Alessandro Amoretti und Erwin Schrott. Alle Fotos: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

WIEN / Staatsoper: Solistenkonzert ERWIN SCHROTT, ALESSANDRO AMORETTI & Co.

29. März 2022

Von Manfred A. Schmid

Nicht ausverkauft, aber gut besucht ist der Auftritt von Erwin Schrott, der für sein Solistenkonzert vor allem Opernarien ausgewählt hat und das Publikum – mit Henri Duparcs einleitend dargebotenem Chanson „L’Invitation ai Voyage“ – auf eine abwechslungsreiche Reise durch sein breitgefächertes Repertoire einlädt. Das Besondere an diesem Abend: Der aus Uruguay stammende Bassbariton wird nicht nur vom vorzüglichen Pianisten Alessandro Amoretti begleitet, sondern Schrott nützt sein Konzert auch als Podium für blutjunge Musiker, die so die Chance bekommen, sich an diesem besonderen Ort vor großem Publikum mit ihrem Können und ihren Talenten zu bewähren. In der Tat gerät die Arie „Elle ne m’aime pas … Je dormirai dans mon manteau royal“ des Königs Philippe II aus Verdis Don Carlo zum ersten Höhepunkt des Abends. Der erst 20-jährige Cellist Emil Spieler steuert den abgründig melancholischen Cellopart bei, auf der Geige ist Hannah Alber zu hören. Die filigrane Besetzung strahlt starken Zauber aus und verleiht Philipps Klage über Einsamkeit, Lieblosigkeit und Todesnähe noch mehr Intimität. Der Gänsehaut-Effekt bleibt nicht aus, was aber natürlich auch der intensiven Gestaltung Erwin Schrotts geschuldet ist.

Die beiden Instrumentalisten sind Teil des aus zwei Geschwisterpaaren bestehenden Streichquartetts Quartissimo, das seit 2016 besteht und bei Nachwuchsbewerben bereits große Erfolge einheimsen konnte. Bei Schrott sind sie nicht nur als Begleitung zu hören, sondern sie interpretieren, komplettiert durch Clara Spieler (2. Violine) und Jonas Alber (Viola), auch den Satz „Allegro ma non troppo“ aus Antonin Dvoraks Streichquartett Nr. 12. Das Werk, in den USA entstanden, gilt als „amerikanisch“, beschwört mit seiner böhmischer Musizierfreude aber eher das Heimweh seines Schöpfers als dessen Begegnung mit Musik aus der Neuen Welt. Und genau diese melodiöse Musizierlust zeichnet auch die Wiedergabe durch das junge Ensemble aus. Ihre atemberaubende Virtuosität im Zusammenspiel ist dann nach der Pause gefragt, wenn sie sich, ergänzt durch den 20-jährigen spanischen Pianisten deutscher Abstammung, Michael Häringer, Franz Liszts furiosem „Mephisto Walzer“ widmen.

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Erwin Schrott

Erwin Schrott, seit dem frühen Tod von Dmitri Hvorostovsky der wohl charismatischste Bariton der Gegenwart, erzählt zwischen den Arien – von Rossini (Alidoros Arie „Là del Ciel nell’Arcano Profondo“ aus La Cenerentola) über Bellini („Cinta di Fiori“ aus Il Puritani) bis Donizetti (Cavatina del Duca  „Vieni, la mia Vendetta“ aus Lucrezia Borgia) – wie man es von ihm gewohnt ist, über sein Leben in der Pandemie, über seine Stiftung zur Förderung junger Talente, die ihm sehr am Herzen liegt, und er gibt Einblicke in seine künstlerische Arbeit. Die Kommunikationsbasis funktioniert bestens. Als er bei Dulcamaras Cavatina „Udite, udite o rustici“ nach einem Wort sucht und ihm eine Dame aus der dritten Reihe prompt aushilft, tritt er an die Rampe und bedankt sich herzlich bei ihr. Nicht ausgeschlossen, dass das geplant war. Das Einvernehmen mit seinen – nona – vornehmlich weiblichen Fans ist unerschütterlich. Das Publikum liegt ihm – wie man so sagt – zu seinen Füßen.

Besondere Erwähnung verdient Schrotts einfühlsame Interpretation der „4 Chansons de Don Quichotte“ von Jacques Ibert. Bei diesen Liedern kann er seine hispanische Identität voll einbringen und gestaltet jedes einzelne mit höchster Detailfreude, farbenreich und  zwischen impressionistischen und experessionistischen Akzenten changierend. Hier zeigt auch sein Pianist Alessandro Amoretti, dass es ihm nie um billige Effekthascherei geht, sondern um tiefgründige Auslotung.

Die elegische, den vermeintlichen Tod Lauras ankündigende Arie des Alvise „Si, morir ella de“ aus La Gioconda von Amilcare Ponchielli beschließt das offizielle Programm. Auf das begeistert klatschende Publikum wartet im Zugabenteil – da geht es schon auf 22:30 Uhr zu – u.a. noch die sehr launig und hinreißend vorgetragene „Registerarie“ aus Mozarts Don Giovanni: gewissermaßen so etwas wie die musikalische Visitenkarte des hochgeschätzten Baritons.

30.3.2022

 

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