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WIEN/ Staatsoper: SIEGFRIED – Tenoraler Triathlet

8.6. 2025 : , Staatsoper „SIEGFRIED“, Tenoraler Triathlet“

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Andreas Schager. Foto:New York Times

Zur ersten Pause hat sich nach einem verregneten Pfingstsonntag doch noch die Sonne gezeigt, so als wollte sie dem Siegfried von Andreas Schager ihre Referenz für seine sängerische Tatkraft erweisen. Die Partie ist ja eine Art von tenoralem „Triathlon“ und Schager hat an diesem Abend mühelos den Olympiasieg errungen.

Drei Aufzüge lang wird von Richard Wagner der archetypische Held beschworen, den er vom ungestümen Schwertschmied über die Poesie des Waldwebens bis zur brünstigen Walkürenerweckung führt: der freieste Held aller, ein Naturkerl, ein sängerischer Marathonläufer, der im Finale sogar noch ausreichend Kraft für den Zielsprint mit Brünnhilde haben muss: „Leuchtende Liebe, lachender Tod!“.

Andreas Schagers Siegfried war für diese Anforderungen wie maßgeschneidert und „unermüdlich“ im besten Sinne des Wortes: kraftvoll beim Schmelzen und Schmieden, mit poetischer Nachdenklichkeit in den ruhigen Momenten des Waldwebens und mit furchtlernender Zurückhaltung beim erotischen Erweckungserlebnis auf dem Brünnhildenfelsen. Sein Tenor besitzt dieses Leuchten, eine Beimischung von hellem Metall, ohne viel baritonale Abfederung: ein unbekümmerter, kraftvoller, heller „Naturklang“, mit der dieser Naturbursche zur wonnigen Tat schreitet. Schagers Siegfried entfaltete dabei einen unverfänglichen, fast „operettenhafte“ Charme, versehen mit einer Prise Humor, die die ungeschlachte, etwas rüpelhafte Naivität, dieses von „Wissen“ unkorrumpierten Kerls unterstrich.

http://www.operinwien.at/werkverz/wagner/asieg11.htm

Domini Troger/www.operinwien.at

 

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