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WIEN/ Staatsoper: SAMSON ET DALILA

15.05.2018 | Oper


Elina Garanca, Roberto Alagna. Copyright: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

WIEN/ STAATSOPER:    „SAMSON ET DALILA“ am 15.5. 2018

Fast drei Jahrzehnte ist es her, seit die Wiener Staatsoper dem „Samson“ eine Premiere widmete. Das ist eigentlich unverständlich, denn Saint-Saëns Meisterwerk verdiente es sich, im erweiterten Repertoire einen fixen Platz zu haben. Die Musik ist typisch französische Oper des späten 19. Jahrhunderts, wunderbare Melodien, aber auch veristische Momente und bombastische Klangexplosionen. Die etwas zu lange Chorszene im ersten Akt wirkt nicht gerade den Handlungsverlauf beschleunigend.

Der Inhalt ist durch den Librettisten Ferdinand Lemaire der biblischen Geschichte etwas verändert worden, wenngleich der Kampf der Israeliten mit ihrem Anführer Samson gegen die Philister natürlich zentrales Thema der Handlung blieb. Die Regisseurin Alexandra Liedtke versuchte, die Oper gegenwartsnäher zu präsentieren, ein Vorhaben, das meist scheitern muss. Der Einschub der „Badewannen-Szene“ im zweiten Akt, erhellt das Geschehen kaum, bietet aber einen zweifelhaften Hintergrund, das Ringen der beiden Protagonisten darzustellen. Von Romantik und Verführung keine Spur. Das finale Auslöschen aller Beteiligten durch Feuer kann man gelten lassen, wir Altmodischen trauern den einstürzenden Tempelmauern nach.

Musikalisch kann sich diese neue Produktion aber hören lassen. Da spielte das Orchester makellos und mit tollem, effektvollem Klang, was der Dirigent, Marco Armiliato mit seinem Temperament kräftigst unterstützte. Armiliato zeigte mit seiner Routine, wie man die Klangmassen zwischen Orchestergraben und Bühne tadellos koordiniert. Auch der Chor war bestens disponiert, die fast ständig präsenten Sänger boten besten Background.

Dass die Sänger erst am Schluss der Kritik genannt werden, hat leicht wertende Gründe. Neben Chor und Orchester in dieser Überragenden Form hatten es die Protagonisten nicht leicht, zu bestehen. Elina Garanca sang die Dalila mit der ihr eigenen Präzision und Perfektion. Ihre Stimme blühte in den hohen Lagen auf, die tiefen Register sind nicht ihre Stärke. Das kühle Spiel wirkt auch etwas distanziert, insgesamt versteht man nicht ganz, warum Samson ihr hoffnungslos verfallen ist. Diesen verkörperte Roberto Alagna mit Anstand. In der Vergangenheit sangen diese Rolle fast ausschließlich schwere Kaliber wie Vladimir Atlantow und Placido Domingo. An deren Kraft kam Alagna nicht heran. Vor allem im ersten Akt musste er die äußersten Kraftreserven mobilisieren. Carlos Alvarez war als Oberpriester in bester stimmlicher Verfassung, da kam jeder Ton perfekt. Den Fiesling nimmt ihm allerdings niemand ab. Sauber und profund wie immer Dan Paul Dumitresu als alter Hebräer. Sorin Coliban fiel als Abimelech nicht gerade positiv auf.

Das Publikum bejubelte eine sehr intensive und eindrucksvolle Wiederentdeckung dieser Oper. 

Johannes Marksteiner

 

 

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