Wiener Staatsoper: SALOME. Premiere am 02.02.2023
Wolfgang Koch, Jana Radda, Malin Byström. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Nach der völlig missglückten letzten Produktion dieser Oper konnte es nur besser werden. Regisseur Cyril Teste erzählte das traurige Schicksal des Jochanaan recht sachlich und nüchtern, ohne große Veränderungen im Handlungsablauf, keine Traktoren auf der Bühne, auch auf Telefonzellen wurde verzichtet, nur eine Rückwand der Bühne wurde zeitweise mit Videos bespielt. Das war zu Beginn störend, beim Schleiertanz aber durchaus vertretbar. Ein nüchternes Bühnenbild (Valerie Grall), nicht zu karg, nicht zu opulent, bildete den passenden Rahmen, die Kostüme (Marie La Rocca) waren sehr ansehnlich/anschaubar. So weit, so gut.
Aber, nach fünf Minuten begann man, die Spannung, die in diesem Werk wie in kaum einem anderen elementar notwendig ist, zu vermissen. Leider änderte sich das auch nach zehn Minuten nicht. Erst die Szene Jochanaan mit Salome (und einer kleinen Salome, für welchen Zweck auch immer) und Narraboth zeigte in Ansätzen, was möglich und wünschenswert wäre. Da konnte das Energiebündel Salome vergeblich gegen die Felswand des Jochanaan anrennen, dass die Funken sprühten. Danach Lethargie wie zuvor, wenn man vom großartigen Herodes, prachtvoll gesungen von Gerhard Siegel, absieht. Jochanaan, verkörpert von verlässlichen Wolfgang Koch, ließ mit stoischer Ruhe das Schicksal seinen Lauf nehmen. Auch gesanglich war Koch nicht in bester Verfassung, seine Stimme wirkte etwas brüchig und kraftlos. Malin Byström sang die Titelrolle mit großem Einsatz ihrer schönen, wohltimbrierten, aber doch um Nuancen zu wenig robusten Stimme. Da fehlte etwas Temperament, auch der Schleiertanz konnte nicht restlos begeistern. Michaela Schuster sang die Herodias mit der nötigen Kälte und Kraft. Das übrige Ensemble, mit Daniel Jenz als Narraboth, Patricia Nolz als Page und mit einem für die Rolle des ersten Nazareners überkompetenten Clemens Unterreiner, war sehr korrekt am Werk.
Jana Radda, Gerhard Siegel. Foto: Wiener Staatsoper/ Taylor bzw. Pöhn
Philippe Jordan dirigierte das bestens disponierte Orchester mit viel Gefühl und Umsicht, stets bemüht, die Sänger nicht zuzudecken.
Einige – unberechtigte – Buhrufe für das Leading-Team konnten dem Abend aber auch nicht die Würze verleihen, die er gebraucht hätte.
Johannes Marksteiner