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WIEN/ Staatsoper: SALOME

20.11.2017 | Oper

WIENER STAATSOPER: „SALOME“ am 19.11.2017

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Alan Held, Lise Lindstrom. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Die Richard-Strauss-Tage dieser Saison begannen mit einer Serie von Salome-Vorstellungen, bei denen die Besetzung der Hauptpartien gegenüber der letzten Serie im September komplett geändert war. Die Kalifornierin Lise Lindstrom hat die optimale optische Erscheinung für die verwöhnte junge Prinzessin. Man glaubt ihr die pubertäre Schwärmerei und die familiär bedingte erotische Neugier. Stimmlich bewegt sie sich sehr oft an ihren Grenzen und wird durch das Forcieren oft sehr scharf. Der Text von Oscar Wilde ist außerdem nicht so schlecht, dass sie ihn derart undeutlich artikulieren müsste.

Mit mächtiger Stimme tönt Alan Held aus der Zisterne, hat dann aber doch einige Male große Probleme gegenüber dem vereinten Blech noch hörbar zu bleiben. Da bleibt für die belkantesken Stellen („Er ist auf einem See“) nur noch wenig Farbe übrig. Im Spiel lässt er vergessen, dass die Aussage des Soldaten (Er ist sehr jung) auf ihn persönlich nicht ganz zutrifft. Eine perfekte Studie des schwachen, geilen Tetrarchen Herodes liefert Herwig Pecoraro mit seinem blendend fokussierten Tenor und bemerkenswerter Textdeutlichkeit. Janina Baechle steuert als eher phlegmatische Herodias zumindest ein ‚er soll schweigen‘ bei, das einen Schauer über den Rücken jagt. Narraboth ist Carlos Osuna, der etwas verhalten klingt, aber doch einige klingende Höhen beisteuern kann. Ulrike Helzel als Page kann ihn mit ihrer sehr trockenen Stimme nicht aus der Schwärmerei reißen. Das Judenquintett (das der Franzose Antoine Mariotte, welcher zur gleichen Zeit den Wilde-Text vertonte, gestrichen hat) war angeführt von Thomas Ebenstein mit Peter Jelosits, Pavel Kolgatin, Benedikt Kobel und Dan Paul Dumitrescu besetzt und meisterte die heikle Szene tadellos. Sorin Coliban war, begleitet von Hans Peter Kammerer, ein sonorer Nazarener und Ryan Speedo Green ein mächtiger erster Soldat, dem Ayk Martirossian zur Seite stand.

Peter Schneider
vermochte wieder den gesamten Zauber der Instrumentation aus dem Orchester zu zaubern. Leider waren die Dämpfungsversuche nicht immer von Erfolg gekrönt, so dass auf der Bühne doch einige Male heftig forciert werden musste. Immer wieder, auch nach 45 Jahren, prächtig anzuschauen ist das von Audrey Beardsley inspirierte Bühnenbild von Jürgen Rose.

Eine der Produktionen, die unbedingt erhaltenswert sind.
Wolfgang Habermann

 

 

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