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WIEN/ Staatsoper: RUSALKA – dritte Vorstellung der Serie

19.02.2016 | Oper

WIEN / Staatsoper: Rusalka am 18.02.2016


Klaus Florian Vogt. Copyright: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Das Zaubermärchen von Antonin Dvorak verzauberte in einer dieser denkwürdigen “dritten Vorstellungen“ das Publikum. Dies lag mit Sicherheit nicht an der Inszenierung, sondern an der hinreißenden Musik und deren Gestaltung. Tomas Netopil zeigte wieder, dass er diese slawische Musik, die sich durch eine Mischung aus Schwermut und Fröhlichkeit charakterisiert, mit der Muttermilch aufgenommen hat. So ist es ihm möglich, diese widersprüchlichen Stimmungen darzustellen und die Wiener Philharmoniker in Bestform zu einer perfekten, aber trotzdem berührenden Interpretation zu animieren. Hier erweist sich: Wer Wagner und gleichermaßen die schwermütigen Russen beherrscht, kann auch bei Dvorak – der uns ja emotional so nahe liegt – Hervorragendes leisten.

Die Gesangssolisten sollten diesmal nicht nur einzeln, sondern ausdrücklich als bestens harmonisierendes Team gewürdigt werden. Das hohe Niveau erlaubt dem Zuhörer, der sich darauf einlässt, einen emotionalen Höhenflug.

Hauptverantwortlich für die seelische Ausnahmesituation war die wiedergekehrte Einspringerin Camilla Nylund. Sie ersetzte die erkrankte Krassimira Stoyanova – wie schon in der ersten Vorstellung der Serie. Dieser schön und sicher klingende Sopran hat alles, was man für die unterschiedlichsten Stimmungen dieser glücklosen Wassernixe benötigt: Wunderbare Piani, die im ganzen Haus ankommen, schier endlose Bögen‚ à la Richard Strauss, eruptive Ausbrüche ohne Schärfe und nicht zuletzt eine Verschmelzung mit dem feinfühlig geführten Orchester. Hier hört man im Mezza voce manchmal nicht mehr, wo der Übergang von der menschlichen Stimme zur Klarinette und wieder zurück stattfindet. Diese verzaubernden Momente vermögen nur wenige Ausnahmekünstler zu gestalten.

Nicht minder berührend war Jongmin Park als Wassermann. Der große, wandlungsfähige Bass klingt von samtig weich bis mächtig dröhnend, verliert dabei aber nie die Klangschönheit und das beeindruckende Timbre, das auf einen russischen Großvater schließen lässt (was aber bei seiner südkoreanischen Herkunft eher unwahrscheinlich ist).

Mit Monika Bohinec macht ein weiteres Ensemblemitglied große Freude. Ihre Darstellung der Hexe Jezibaba ist sowohl schauspielerisch als auch gesanglich beeindruckend – einziger Wermutstropfen ist das etwas zu helle Timbre in der tiefen Lage. Die souveränen Höhen entschädigen – alles kann man nicht haben!

Elena Zhidkova hat die Rolle der „fremden Fürstin“ von Monika Bohinec „geerbt“ und gestaltet die sehr weltliche Konkurrentin der verträumten Rusalka selbstbewusst und überheblich. Die Präsenz ihres sauberen und sicheren Mezzosoprans ist beeindruckend – mit diesem Potential könnte sie vielleicht als erste Sängerin als Venus in der aktuellen, unseligen Inszenierung bestehen.

Mit dem Prinzen hat Klaus Florian Vogt eine Traumrolle gefunden, die ihm nicht nur optisch, sondern vor allem stimmlich hervorragend liegt. Sein heller, klarer Tenor zeichnet sich durch eine traumhafte Höhensicherheit aus – das machmal etwas nasal klingende Timbre passt perfekt zum nicht ganz alltagstauglichen Prinzen, der erst zum Schluss erkennt, was er wirklich möchte.

Valentina Nafornita, Ulrike Helzel und Miriam Albano sangen sehr gute Elfen und durften sich zur Belohnung am frisch geschlachteten Küchenjungen (Juliette Mars) delektieren – warum? Man weiß es nicht! Gabriel Bermudez spielte einen temperamentvoller Heger – Macho und Angsthase in Personalunion – eine Kombination, die ja auch im richtigen Leben öfter vorkommt.

Der verlässliche Staatsopernchor komplettierte diesen denkwürdigen Opernabend, bei dem wir wieder einmal merkten, wie nahe uns diese ausdrucksstarke, slawische Musik ist (und nahe geht).

Maria und Johann Jahnas

 

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