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WIEN / Staatsoper: RUSALKA

05.09.2014 | Oper

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Günther Groissböck/Olga Bezsmertna Foto: Wiener Staatsoper / Pöhn

WIEN / Staatsoper:
RUSALKA von Antonín Dvorák
5. September 2014
6. Aufführung in dieser Inszenierung

Im Programmzettel steckte an diesem Abend eine Art Lesezeichen in Tiefschwarz. Wer annahm, es sei der Partezettel für den abhanden gekommenen Generalmusikdirektor, sah sich enttäuscht – es war nur Reklame für den Sponsor OMV, sprich „Opera moves you“, die Einladung zum Stream. Ob sie für die Werbung bezahlt haben?

Denn eigentlich braucht die Staatsoper Geld, sie muss Dirigenten für 34 Abende einkaufen, und das wird, wie Manuel Brug uns in der „Welt“ erzählt, teuer. Warum es teurer kommen soll als Welser-Möst, der ja sicher auch nicht billig war, ist zwar nicht einzusehen – aber darüber soll sich der kaufmännische Direktor den Kopf zerbrechen. Für die Qualität der Einspringer steht dann jener Direktor gerade, mit dem sich der „Flüchtling“ aus der Stop über Besetzungs-Qualitätsfragen nicht einigen konnte. Eine verwickelte G’schicht, würde Nestroy sagen.

Nun, für die zweite Serie von „Rusalka“ hatte man den Dirigenten schon, der es wagte, Jirí Belohlávek nachzufolgen, der die Premiere so triumphal geleitet hatte. Tomas Netopil brachte, obzwar er hier in Wien ist, einen Heimvorteil mit – er ist Tscheche, er hat Dvorak im Blut und in den Händen, er schwelgt in der Lyrik und schmettert die bläsergesättige Dramatik, als dirigierte er Bruckner, kurz, es war ein musikalisch opulenter Abend. Und so ist das Werk ja auch angelegt, wenn es – man erinnere sich an die Volksopern-Produktion – ohne Philharmoniker auch irgendwie schlichter klingen kann…

Olga Bezsmertna, seit zwei Jahren Ensemblemitglied des Hauses, hat Unglück im Glück: Glück, weil sie immer wieder unvorhergesehen zu großen Rollen kommt, Unglück, weil sie da für Sängerinnen einspringen muss, die das Publikum lieber gesehen hätte (Kühmeier, jetzt Opolais). Da singt man dann immer gegen Enttäuschungen an – und im Fall der „Rusalka“, die ihr plötzlich in den Schoß fiel (aber offenbar schon länger studiert war, denn auf die Schnelle lernt man so eine Rolle nicht), ist da auch noch die Erinnerung an die großartige Premierensängerin mit ihrer stimmlich so stupenden Leistung, die viele noch im Ohr haben.

Nun ist die ukrainische Sängerin, schmal und zierlich, gewiss optisch mehr die Wassernixe als die eher reife ursprüngliche Interpretin, aber stimmlich fehlt da noch vieles, nicht zuletzt an Wärme und dem, was man zurecht „slawisches Melos“ nennt. Aber dennoch: Olga Bezsmertna hat mit schlankem Sopran, der in der Höhe trägt, wenn sie nicht zu dramatisch forcieren muss, mit vollem Einsatz eine Rusalka gesungen, die sich nicht verstecken musste.

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Piotr Beczala Foto: Wiener Staatsoper / Pöhn

Neu auch der Prinz im Vergleich zur Premiere, und man hat schon in der Met-Übertragung (wo einem die Schenk’sche Inszenierung nostalgisch um die Ohren waberte) gesehen, wie wunderbar Piotr Beczala und Dvorak zusammen kommen. Er, der bei den Italienern manchmal zu trocken und flach klingen kann, ist eine Erfüllung im slawischen Fach, die Stimme glänzt und strahlt vom Anfang bis zum Ende, und wenn er auch nicht gerade als jugendlicher Prinz auf der Bühne steht (das tat sein Vorgänger auch nicht…), so singt er doch wie ein König (das tat sein Vorgänger nicht…). Kurz, das wäre eine Premierenbesetzung gewesen!

Diese war im übrigen ziemlich komplett versammelt, wobei Günther Groissböck als Wassermann wieder am meisten beeindruckte: Fegte er im ersten Akt vor allem dämonisch umher, konnte er vor allem im zweiten seinen wirklich schönen Baß strömen lassen und auch menschliche Regungen zeigen. Das war eindrucksvoll.

Die fremde Fürstin und Jezibaba waren schon bei der Premiere mit Monika Bohinec und Janina Baechle nicht eben berauschend besetzt, und da hat sich nichts geändert, auch der Rest der Besetzung ist mit Ausnahme der 2. Elfe gleich geblieben.

Man sah nach der Premierenserie nun erstmals diese „Rusalka“-Inszenierung wieder – gemeinsam mit Opernfreunden in aller Welt, sofern sie den Stream gebucht haben. Was Sven-Eric Bechtolf da als öde „Betonruine im Schnee“ (mit einem besonders hässlichen Schloß-Akt) inszeniert hat, ist beim zweiten Betrachten nicht einsichtiger oder überzeugender geworden.

Renate Wagner

 

 

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