WIENER STAATSOPER: „ROMÉO ET JULIETTE“ – Letzte Vorstellung der Serie am 1.2.2017
Aida Garifullina, Juan Diego Florez. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Leider war das auch der letzte Abend von Juan Diego Flórez in dieser Saison. Der Tenor ist in blendender Form. Die Stimme hat einen schönen Anteil Metall gewonnen, ohne ihre Flexibilität einzubüssen. Auch seine Phrasierung ist beispielgebend. Dazu kommt der optische Eindruck, der den verliebten Jüngling glaubhaft erscheinen lässt. An seiner Seite ist Aida Garifullina eine ebenso glaubwürdige Juliette mit sicheren Koloraturen, mädchenhaften Auftreten und gefühlvollem Gesang. Aus der restlichen Besetzung ragt Dan Paul Dumitrescu hervor, der mit weichem, aber profunden Bass den Frére Laurent verkörpert. Dass sein Rettungsplan schief geht, hat schon Shakespeare zu verantworten.
Die übrigen Partien sind von Gounod ja nicht allzu großzügig bedacht. Die Ballade von der Fee Mab des Mercutio ist da noch eine der größeren Szenen, aber Gabriel Bermudez ist nicht in der Lage, daraus Kapital zu schlagen. Rachel Frenkel als Stéphano singt ein ordentliches Spottlied und bewährt sich als Radfahrerin, Wolfgang Bankl transferiert den Grafen Waldner nach Verona und fühlt sich hörbar unwohl in dieser Partie. Rosie Aldridge bringt eine alt klingende Stimme für die Gertrude mit und Carlos Osuna nützt seine kurze Stellen als Tybalt, um zu zeigen, dass er ein hoffnungsvoller Tenornachwuchs war.
Am Pult stand Placido Domingo, der diesmal für weniger Unordnung als bei der Tosca sorgte und einen relativ reibungslosen Ablauf schaffte. Die Bravi beim Schlussvorhang galten aber wohl mehr der Erinnerung an einen großen Sänger und der beim Sänger gültige Altersbonus ist bei Dirigenten noch nicht erreicht.
Wolfgang Habermann