Wien/ Staatsoper: „Roméo et Juliette“, Staatsoper, „Coole Juliette“ am 14.9.2024
„Roméo et Juliette“ von Charles Gounod steht nach sieben Jahren wieder auf dem Staatsopernspielplan. Die Besetzung schürte Erwartungen: Als Juliette gibt Nadine Sierra ihr Hausdebüt. Die Sängerin eilt derzeit mit Erfolg von Opernhaus zu Opernhaus, jetzt ist Wien an der Reihe. Berichtet wird von der zweiten Vorstellung der Wiederaufnahme.
Nadine Siera. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Die US-amerikanische Sängerin Nadine Sierra zieht bei ihrem Auftritt als Juliette „modelhaft“ gleich alle Blicke auf sich und bewegt sich schwungvoll und mit starker Präsenz über die Bühne. Aber das „Écoutez! écoutez“ will gesanglich dann doch nicht so richtig zünden. Die Stimme dringt zwar gut durchs Haus, blüht dabei aber nicht wirklich auf, die Spitzentöne klingen etwas schmal. Die hauchzarte, cremige Glasur, die die Mittellage umhüllt, befördert eine „zeitgeistige“ Coolness, die Juliette gleichsam davor zu bewahren scheint, sich zu sehr auf ihre Gefühle einzulassen. Nun wird dem ersten Eindruck zugestanden, daß er prägend sein kann – und so erging es mir an diesem Abend…
…Saimir Pirgu gab einen veristischen Roméo, einen zu veristischen Roméo. Auf die Eleganz Gounodscher Liebeslyrik war sein Tenor nicht (mehr) maßgeschneidert und entledigte sich ihrer nur mit einiger Mühe und ohne Glanz. In den Ausbrüchen der Leidenschaft fand seine Stimme hingegen zu Fortetönen, die das Auditorum glutvoll zu füllen vermochten. (Insofern muß es ja nicht gleich der Canio sein, aber der Romeo war es an diesem Abend jedenfalls nicht mehr.) Doch die Bühnenchemie zwischen Roméo und Juliette schien zu passen und kulminierte in einem für das Publikum mitreißenden Finale…
http://www.operinwien.at/werkverz/gounod/a15romeo.htm
Dominik Troger/www.operinwien.at