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WIEN/ Staatsoper: RIGOLETTO – hinter der Säule

WIEN / Staatsoper: „RIGOLETTO“  –   08.10.2022

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Benjamin Bernheim und Erin Morley. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

 In der Premiere von Giuseppe Verdis „Rigoletto“ im Dezember 2014 musste Simon Keenlyside in der Titelpartie wegen einer Indisposition während der Vorstellung durch Paolo Rumetz ersetzt werden. Während andere Sänger wohl für alle Zeiten einen Bogen um diese Produktion gemacht hätten, nahm sich Simon Keenlyside vor – möglicherweise auch um das Trauma zu verarbeiten – es noch einmal probieren zu wollen. Und er gewann auf voller Länge. Nachdem er bereits 2013 an der Wiener Staatsoper in der alten Inszenierung von Sandro Sequi den Rigoletto gesungen hatte, gestaltete er nun neun Jahre später nochmals den Titelhelden und beeindruckte sowohl darstellerisch als auch stimmlich mehr als damals. Keenlyside liegen ja schwierige Charaktere ganz besonders und auch hier überwältigt er mit einer vielschichtigen Palette. Er ist nicht nur liebender Vater, sondern vor allem ein seelisch tief verletzter Mensch, in dem auch viele böse Charaktereigenschaften schlummern. Nach oben hin buckelt er, nach unten hin tritt er – ohne Rücksicht auf Verluste. (Im Gegensatz zur Premiere tritt er nun nicht mehr mit nacktem Oberkörper auf.) Stimmlich beeindruckt er vor allem mit enormer Stimmkraft und bombensicheren Höhen

Wie damals in der verunglückten Premiere war auch diesmal wieder Erin Morley als liebenswerte Gilda zu erleben. Diesmal ließ sie ihr Bühnenvater auch während des gemeinsamen Duetts nicht im Stich. Im Gegensatz zu vielen Rollenvorgängerinnen der letzten Zeit besitzt sie einen runden, zart glänzenden, lyrischen Sopran. Mit perfekt perlenden Koloraturen und schöner Phrasierung begeistert sie als Idealbesetzung.

Benjamin Bernheim sieht gut aus und bewegt sich sicher und überzeugend über die Bühne. Die wunderschöne Stimme, die immer mehr an Wärme zulegt, müsste eigentlich ideal geeignet sein für die Rolle des Herzogs von Mantua. Aber bereits bei seiner Auftrittsarie „Questa o  quella“ schlich sich ein heiserer Ton ein. Seine große Arie „Ella mi fu rapita!“ bewältigte er nur mit hörbarem Kraftaufwand und im letzten Akt misslang ihm der Schlusston bei „La donna è mobile“ sowie bei der Reprise hinter der Bühne. War er an diesem Abend indisponiert? Dann hätte er sich besser ansagen lassen.

Monika Bohinec ist eine in jeder Hinsicht ideale Maddalena, während Evgeny Solodovnikov mit seinem profunden, rabenschwarzen Bass zwar stimmlich beeindruckt, darstellerisch aber erst von einem guten Regisseur zu einem glaubhaften Mörder geformt werden muss.

Das restliche Ensemble, angeführt von Attila Mokus als Monterone, war zufriedenstellend.

Mit Pier Giorgio Morandi stand ein italienischer Kapellmeister der alten Schule am Pult (was als Kompliment gemeint ist). Er leitet das Orchester der Wiener Staatsoper schwungvoll, aber mit Sensibilität und nimmt vor allem Rücksicht auf die Sänger, was heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Fazit: Mit einer so guten Besetzung hält man sogar diese schlechte Inszenierung von Pierre Audi aus. Am 11. Oktober hat man noch einmal Gelegenheit Verdis Meisterwerk in dieser Besetzung zu erleben.

Walter Nowotny

P.S: Ich war an diesem Abend das erste Mal in dieser Saison auf Stehplatz in der Oper. Ich habe mir am Vortag im Internet eine Karte gekauft ohne zu wissen, wo sich dieser Platz befindet. Im Gegensatz zu den Sitzplätzen kann man die Stehplätze im Plan nicht einsehen. Ich habe eine Karte auf der Galerie Mitte links für den Platz Nr. 32 in der Reihe A erworben. Am Abend folgte dann die Ernüchterung. Dieser Platz befindet sich genau hinter eine Säule. Da auf den Plätzen 30 und 31 das Podest für einen Rollstuhl aufgebaut war, konnte ich auf meinem Platz kaum stehen ohne der armen Besucherin auf Platz Nr. 33 auf die Zehen zu steigen. Dieser Platz wäre nur für einen einbeinigen, blinden Besucher geeignet. Da ich nicht meine Platznachbarin körperlich bedrängen wollte und außerdem wenigstens ein bisschen was sehen wollte, habe ich freiwillig auf die Seite gewechselt. Glücklicherweise war der Stehplatz Galerie Seite und Ganz Seite völlig unbesetzt.

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Stehplatz Nr 32 Galerie Mitte links in der Reihe A, nur geeignet für einbeinige Blinde. Den Platz dürfte man nur verschenken, handelt sich aber auch damit eine schlechte Nachrede ein! Foto: Walter Nowotny

Welcher Vollpfosten in der Bundestheaterverwaltung oder in der Staatsoper hat genau hinter der Säule eine Nummerierung angebracht? Hat sich das irgendwer von der Staatsoperndirektion angeschaut? Der Platz Nr. 32 gehört aus dem Verkauf genommen oder zumindest mit dem Zusatz „Säulenplatz – stark eingeschränkte Sicht“ versehen! In der Pause konnte ich mich davon überzeugen, dass es noch mehr derart verkorkste Plätze gibt. Da besteht dringender Handlungsbedarf seitens der Direktion!

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Fritz Krammer hat nach „Säulenplätzen gesucht und solche geortet

Ich machte mir die Mühe Galerie Rechts:

Reihe A Mitte Nr 40 und 42 vor der Säule

Reihe A Halbmitte Nr 20, 27, 32

 

 

 

 

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