Juan Diego Florez. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn
31.05.2018 Wiener Staatsoper „RIGOLETTO“
Zeitgleich mit dem Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn wurde an der Staatsoper gepflegtes Repertoire geboten. Eine Oper wie „Rigoletto“ spielt auch die zweite Garnitur bestens, vor allem, wenn ein Routinier wie Marco Armiliato am Pult steht. Die nicht gerade umwerfend originelle Produktion (Regie Pierre Audi, Ausstattung Christof Hetzer) fiele nur dann unangenehm auf, wäre der musikalische Teil unbefriedigend. So nimmt man eine knarrende Drehbühne in Kauf, die einen ziemlich heruntergekommenen Hof des Herzogs zu Mantua zeigt. Auch die Entführungsszene – in jeder Produktion schwer glaubhaft darstellbar – wirkt eher unfreiwillig komisch, das Schlussbild ist besonders schräg gelungen. Die Technik spielte auch auf dem Display der Zuschauer nicht immer mit: Beim Duett Vater – Tochter Ende des ersten Aktes wird „Draußen ist jemand“ eingeblendet, lange ehe sich tatsächlich der Herzog anschleicht.
Schwamm drüber, die Besetzung entschädigte großteils die geschilderten Misshelligkeiten. Juan Diego Florez war ein sehr sympathischer Herzog, dem man seine Leichtlebigkeit nicht recht abnimmt. Florez sang bestechend sauber und höhensicher wie immer. Ein kleines Aber muss doch gesagt werden: Vom Stimmvolumen her würde man sich ein paar Prozente mehr wünschen, denn in den turbulenteren Szenen, auch im Duett mit Gilda war er etwas zu leise. Gottlob versuchte er nicht, durch Forcieren an Wirkung zu gewinnen, es wäre sicher zum Nachteil in seinem angestammten Fach des Belcanto. Aida Garifullina sang die Gilda mit berührender Innigkeit, sie spielte die zwischen der Liebe zum Herzog und zu ihrem Vater Zerrissene sehr glaubwürdig und war stimmlich eine Idealbesetzung – glasklare Höhen, ein wunderbar lyrisches Timbre, was will man mehr?
Paolo Rumetz war in der Titelrolle schauspielerisch besser als gesanglich. Der Hofnarr, Vater und Rächer, in allen drei Rollen relativ erfolglos, hatte mit seiner an sich kraftvollen Stimme leichte Intonationsprobleme. Das grobe Poltern gelang, die lyrischen Stellen in den Duetten mit seiner Tochter nicht. Elena Maximova war eine sehr resolute Maddalena und Ryan Speedo Green ein Sparafucile zum Fürchten. Stimmlich waren beide hervorragend. Gleiches kann man für Alexandru Moisiucs Monterone nicht sagen, sein recht wackeliger Bass ließ nicht gerade aufhorchen.
Das ausverkaufte Haus feierte vor allem Garifullina und Florez.
Johannes Marksteiner