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WIEN/ Staatsoper: PIQUE DAME

21.01.2015 | Oper

WIEN/ Staatsoper: 20.01.2015    „PIQUE DAME“

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Aleksandrs Antonenko. Foto: Axel Zeininger/ Wiener Staatsoper

Tschaikowskis düsterste Oper erlebt eine neue Spielserie an der Wiener Staatsoper. Die Premiere fand 2007 statt, die Inszenierung Vera Nemirovas wurde damals ziemlich zerzaust. Heute kann man eigentlich kaum einen wesentlichen Einwand gegen das Konzept machen. Wenn selbst der Komponist wunderbarer Melodien hier auf selbige verzichtet, darf auch das Bühnenbild (Johannes Leiacker) schmucklos und karg sein, dürfen auch die Kostüme (Marie-Luise Strandt) unansehnlich sein, darf auch der Schauplatz der Handlung unspektakulär und trostlos aussehen. Die Personenführung zielte auch darauf ab, bei allen handelnden Personen möglichst viel Negatives zu zeigen. Der wahnsinnige Hermann taumelt von einem Furor zum nächsten, zuerst zu Tode betrübt, dann rasend verliebt, endlich unglücklich im Spiel gescheitert, ehe er – schuldig geworden an zwei Todesfällen – endlich Selbstmord begeht.

Dieser Unglücksmensch wurde von Alexandrs Antonenko hervorragend dargestellt. Seine Stimme ist wie geschaffen für diese Rolle, großes Volumen, sichere und kräftige Höhe und das nötige Durchhaltevermögen. Die unglückselige Lisa, die sich als Ausbund an unlogischen Gefühlsschwankungen ihr Grab praktisch selber schaufelt, wurde von Barbara Havemann hervorragend gesungen. Ihr kräftiger Sopran setzte sich mühelos gegen das Orchester durch, Schöngesang wäre hier völlig fehl am Platz gewesen. Markus Eiche sang den als Ehemann gescheiterten Jeletzki mit großem Einsatz, seine Arie, der einzige Ohrwurm dieser Oper, gelang ihm recht ordentlich, wenngleich man da schon manchen russischen Bariton in besserer Erinnerung hat. Marjana Lipovsek setzte in der Rolle der Gräfin die Reihe der verdienten Sängerinnen a.D. fort, mit gut dosiertem Stimmeinsatz erzielte sie einen großen persönlichen Erfolg. Tomas Tomasson war ein interessanter Tomski, auch Elena Maximowa reüssierte als Polina. In kleineren Rollen waren Janus Monarcha als Namurov, Clemens Unterreiner als Festordner, Sorin Coliban als Surin und Caroline Wenborne als Mascha zu sehen.

Das ausgezeichnet und sehr konzentriert spielende Orchester war unter dem Dirigenten Marko Latonja ein kongenialer Partner des Ensembles auf der Bühne. Der bestens einstudierte Chor rundete den musikalischen Erfolg des Abends ab. Dass es nach dieser Anhäufung an Unglück, Leid und Elend doch noch viel Applaus von Publikum gab, ist ein Nachweis für die hohe Qualität dieser Aufführung.   

 Johannes Marksteiner

 

 

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