WIENER STAATSOPER: „PARSIFAL“ 8.4.2015
Angela Denoke. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn
Zum Abschluss der traditionellen österlichen „Parsifal“-Serie wurde eine musikalisch großartige, sehr schöne und geschmackvolle Aufführung geboten, welche von Adam Fischer mit Umsicht, Spannung beinhaltendem Zugriff und gegebenenfalls lyrischer Differenzierung, somit völlig richtig, dirigiert sowie vom Orchester nahezu mustergültig gespielt wurde. (Hätte Fischer nur auch die neue „Elektra ´“ gemacht!)
Auf der Bühne agierte in dem ominösen Christine Mielitz/Stefan Mayer-Ambiente (ein seinerzeitiger Premierensänger hatte das einmal berechtigter Weise als „Ostdeutschen Mief“ bezeichnet) ein hochwertiges Ensemble, welches fast durchwegs erstklassige Leistungen bot. Johan Botha sang einen strahlenden Parsifal, blieb aber – wie immer – ausdrucksmäßig weitgehend indifferent. Als Darsteller tat er gerade das Nötigste, doch spielte sich immerhin in seinem Gesicht schon mehr ab als noch vor einiger Zeit. Stephen Milling sang den Gurnemanz mit pastosem Bass ungemein ebenmäßig, berührte allerdings nicht wirklich. Erst im 3. Akt bekam sein Gralsritter eine persönliche Note. Von der reinen Tonproduktion her kann man freilich Beiden eigentlich nichts vorwerfen.
Aus ganz anderem Holz war Angela Denoke geschnitzt, wie Botha ein „Relikt“ von der Premiere 2004, das ebenfalls keinerlei Abnützungserscheinungen zeigte. Sie agierte mit vollstem Einsatz, klang fast durchwegs vollstimmig und angenehm, ja selbst die von Wagner unbarmherzig gesetzten Ausbrüche im Finale II bewältigte sie mehr als anständig. Im Gesamten eine Kundry, welche als Figur direkt ansprach. Michael Volle ließ sich zwar wegen einer Verkühlung ansagen, meisterte den Amfortas aber nahezu ohne Beeinträchtigungen. Gegebenenfalls kaschierte er mit ausdrucksvoller Gestaltung („Erbarmen!“ im 1. Akt). Boaz Daniel klang als Klingsor sehr gut.
Das große restliche Ensemble füllte die kleinen Rollen sehr gut aus. Einzig Ryan Speedo Green demonstrierte auch als Titurel, dass er ein eher unnötiges Neuengagement darstellt, welches kein gutes Licht auf die Stimmenkenntnis des Direktors wirft. Die Blumenmädchen waren homogen besetzt, klangsicher und ausgewogen.
Gerhard Ottinger